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NAÄCHRICHITENBEATTE
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2) 15. Februar 2004 ISSN 0027-7452
100 Jahre
Münchner Entomologische Gesellschaft e.V.
Herausgeber: Münchner Entomologische Gesellschaft, Münchhausenstraße 21, D-81247 München
Schriftleitung: Prof. Dr. Ernst-Gerhard Burmeister und Hedwig Burmeister
Copyright © 2004 by Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München
Wolfratshauser Straße 27, D-81379 München
15]
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
100 Jahre Münchner Entomologische Gesellschaft e.V.
- Ein geschichtlicher Abriss —
Ernst-Gerhard BURMEISTER & Erich DILLER
Einleitung
Bereits im Jahre 1876 wurde ein “Münchener Entomologischer Verein” als Vorgängerverein der
“Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V.” gegründet. Dieser führt in seiner Satzung unter
Punkt 1: “Zweck des Münchener Entomologischen Vereins ist die Förderung der Entomologie,
unter besonderer Berücksichtigung der bayerischen Fauna, durch gesellige Zusammenkünfte
unter den hiesigen Mitgliedern und durch Herausgabe einer besonderen Zeitschrift” seine Ziele
auf. Er verlegte von 1877-1881 die “Mittheilungen des Münchener Entomologischen Vereins”.
Wann dieser Verein wieder aufgelöst wurde, bleibt im Dunkeln. Auch die von G. SCHERER
(1992b) sehr ausführlich recherchierte Abhandlung über die Geschichte der Münchner Entomo-
logischen Gesellschaft (MEG) für die “Chronik der Zoologischen Staatssammlung” (1992b),
Grundlage der nachstehenden Ausführungen, liefert hierzu keine Hinweise. Dr. SCHERER, zuerst
Leiter der bedeutenden Käfersammlung “Museum Georg Frey” in Tutzing, war später Leiter der
Sektion Coleoptera an der Zoologischen Staatssammlung München und langjähriges Vorstands-
mitglied der MEG. Bereits hier wird deutlich, dass die Münchner Entomologische Gesellschaft
e.V. (MEG) insbesondere in der jüngeren Vergangenheit untrennbar mit der Zoologischen
Staatssammlung (ZSM) verbunden ist, was nicht nur durch personelle Verbindungen zum
Ausdruck kommt.
Gründungsjahre
In der ersten noch vorhandenen schriftlichen Dokumentation des am 19. Dezember 1904 neuge-
gründeten Vereins (Abb. 1), einem Aufruf als Mitglied beizutreten, ist zu lesen, dass die
“Münchner Entomologische Gesellschaft e.V.” von “einigen 20 Mitgliedern” gegründet wurde
und sich zuerst die Erfassung der Schmetterlingsfauna Südbayerns zur Aufgabe gestellt hat.
Nur wenige Jahre später erweiterte man die Zielsetzung auf die Erforschung der Insekten
allgemein und auch der regionale Bezug wurde aufgehoben. Der Gründungsvorstand setzte
sich wie folgt zusammen: Vorsitzender Direktor R. ERHARDT, Stellvertretender Vorsitzender
Prof. Dr. J. RÜCKERT, Beirat M. KoRB, Schriftführer H. SATTLER und Kassier M. BEST.
Die erste Satzung wurde im zweiten handgeschriebenen Jahrgang der “Mitteilungen der
Münchner Entomologischen Gesellschaft” 1907 auf den Seiten 68 bis 72 veröffentlicht. Die
grundsätzlichen Aufgaben wurden im $ 1 festgelegt: “Zweck der Gesellschaft ist die Pflege und
Förderung der Entomologie in jeder zweckdienlichen Form”. Bis zur heutigen am 10.02.1998
verabschiedeten Fassung der Satzung blieb dieser Paragraph unverändert. Hinzugefügt wurde
zeitgemäß noch der Naturschutzaspekt, obwohl auch schon in den Gründungsjahren der
Naturschutzgedanke allgemeines Gut war. So geht aus einem Erlass vom 1. Juni 1910 vom
“K. Bezirksamt Berchtesgaden” mit folgender “Ortspolizeilichen Vorschrift nach der Gemeinde-
ordnung und dem Polizeistrafgesetzbuch vom Juli 1908” hervor: “Das Fangen des Schmetter-
lings Parnassius apollo L. var. bartholomaeus Stich Abart des Apollofalters und das Sammeln von
Raupen ist auf die Dauer von drei Jahren verboten. Ausgenommen ist das Fangen oder Sammeln
einzelner Stücke zu wissenschaftlichen Zwecken. Übertretungen kosten eine Geldstrafe von 150
Mk.”. Dieses Gedankengut, dass Naturschutz mit wissenschaftlicher Bearbeitung vereinbar ist,
vermisst man heute ganz besonders in der behördlichen Naturschutzpraxis.
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Müncken, ie Aorıl 1905
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Munchrer etlomalbgische Gesellschaft
Verse/ser _gekören 2.21. bereiis einige 20 Mitglieder, mersst Sammler
von Schmeiferiingen, a, ihr Vorstand se/iztsich zusammen, wie Iulgt:
Vorsitzender: Director Robert Erhardt, Hleestr 6%
Sir. Vorsitz: Pol. Ir I. Rücker!. Hüssbaumstr 10.
Beirat: Max Aors, Lepicopterolage Akademiesir 23.
Schrififährer: H Seller, Orfstr /3,
Aassier: MH Best, Orfstr 3.
Zweck und Orgamısafıan möge aus beiliegenden Salzungen ersehen werden.
Die neue Vereinigung bot 5/6 als erste grossere Aulgede gestel, hie Schmeiter.
(GS[RUN8 5 ilbayerns grandhieh zu erforschen, diegenwonnen Resuflafe zusammen
zustellen wm zu reröflendhchen.
Hm derin nun moglichst Valkemmenes leisten zu können, istes in hahem Frode wünschens-
wert, dass alle Sammler in gerannfem Gebiel sich durch #0ltteilung ikrer Beobachfungen
und Erfahrungen an dem inferessanlen und gemeinmäfzigen Unlernesmen Befeihigen.
Dre Geseltschaif würde es Jaher Jonkdar begrüssen wenn such Sre als auswartiges
oder carrespordiererdes Mitglied Beitrefen und zum Gelingen des Begonnenen Wer-
kes betragen wärdern. Zur Anmeldung wollen Sie sich der deitiegenden Hase Benin
Hochacklungsrol
Mürckner emfomalogrsche Geselschalf
Der Yorss/zende
Abb. 1: Aufruf zur Mitarbeit an der Erforschung und Dokumentation der Schmetterlingsfauna Süd-
bayerns verbunden mit einer Mitgliederwerbung für den neugegründeten Verein.
4 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Die erste Jahreshauptversammlung der Münchner Entomologischen Gesellschaft fand am
22. Januar 1906 für das zurückliegende Jahr 1905 statt. Der Verein hatte 24 Münchner und 9
Auswärtige als Mitglieder, der Jahresbeitrag kostete 3 Mark. Die Vereinszeitschrift “Mitteilun-
gen der Münchner Entomologischen Gesellschaft” stellte man zunächst ab 1906, dem ersten
Erscheinungsjahr, in Handschrift autographisch her, ab 1910 erstmals im Druckverfahren.
Dieses Jahr wird bereits Band 94 erscheinen.
Auf der zweiten Hauptversammlung (21. Januar 1907) wurde beschlossen, im Juni im
Singerschen Pavillon auf der Kohleninsel in München eine “Lepidopteren-Ausstellung” zu
zeigen. Diese wurde dann vom 15. bis 30. Juni 1907 präsentiert - in der Epoche des Jugendstils,
der Hinwendung zu figuralen Formen aus der Natur, die vielfältig im Umfeld der Ausstellung
zum Ausdruck kamen. Über 500 Insektenkästen von etwa 15 verschiedenen Sammlern wurden
ausgestellt. Zu den Ausstellern gehörte auch Prinzessin Therese von Bayern. Zusätzlich wurden
Biologien - Schaukästen zur Entwicklung und Biologie der Insekten -, Aquarelle, morphologi-
sche Tafeln von Prof. F. SKELL, Reproduktionen, Schmetterlingsliteratur, Mikroskope, Sammel-
gerät etc. gezeigt. Diese Schmetterlingsausstellung war zusätzlich ein großer finanzieller Erfolg
für die MEG, mit täglich weit über Tausend Besuchern, darunter der Prinzregent Luitpold von
Bayern mit seiner Familie.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
1910 wurde auf der Hauptversammlung beschlossen, dass zukünftig in den “Mitteilungen”
nicht nur Abhandlungen über Lepidopteren, sondern auch über andere “Insektengattungen”
veröffentlicht werden sollen. Dies wurde 1910 mit einem Artikel “Beobachtungen über blüten-
besuchende Insekten in der Eichstätter Alp” umgesetzt. 1911 erschien auch schon eine Arbeit in
spanischer Sprache und der Band enthielt u.a. einen Reisebericht. Damit wird das Ziel der MEG
deutlich, ihre Interessenssphäre überregional zu erweitern.
Die regelmäßigen Treffen der Mitglieder fanden jeweils am 1. und 3. Montag jeden Monats
über die Jahre in unterschiedlichen Lokalitäten statt. 1913 bezog die MEG mit ihrer schon
ansehnlichen Bibliothek in den Pschorrbräuhallen in der Neuhauserstraße ein Klubzimmer.
Die Mitgliederzahl schwankte entsprechend der mehrfach sich ändernden turbulenten
wirtschaftlichen und politischen Situation in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.
1910 hatte die MEG 65 Mitglieder, 1920 wurden 113 gezählt, 1923 waren es trotz der Inflation
202 (im Kassenbericht der Jahresversammlung standen Einnahmen und Ausgaben von
245112680075 169,- Mark! s. Scherer 1992b), 1934 sank die Mitgliederzahl auf 144, und im
Kriegsjahr 1940 waren es wieder 301. Heute im Jahre 2004, hat die MEG über 600 Mitglieder aus
der ganzen Welt.
Erhalt und Steigerung der Mitgliederzahl sind großteils auf das regelmäßige Erscheinen der
Publikationsorgane und da besonders auch auf die Qualität und Vielfältigkeit der wissenschaft-
lichen Artikel und der Berichte über Sammelergebnisse zurückzuführen. So spiegelt sich aber
auch die jeweilige wirtschaftliche Lage in den Seitenzahlen der Mitteilungen wieder: 1910 waren
es 96 Seiten, 1929 wurden 380 Seiten gedruckt, 1934 nur 71 Seiten. 1941 konnten durch die
finanzielle Unterstützung des Industriellen, Käferforschers und Mäzens der MEG, Dr. h.c. Georg
FREY (München), 1146 Seiten gedruckt werden.
Regierungspräsident Ludwig OSTHELDER, war von 1923 an Erster Vorsitzender, bis die
Regierung des Dritten Reiches ihn 1937 in den Ruhestand versetzte. 1938 löste ihn der NSDAP-
Blutordensträger und Heimatdichter, Prof. Dr. Max DINGLER, als Erster Vorsitzender ab. In
diesem Jahr wurde in der Hauptversammlung vom 28.03.1938 die “Coleopterologische Gesell-
schaft” (gegr. 1882) einschließlich ihrer Bibliothek mit der “Münchner Entomologischen Gesell-
schaft” vereinigt. Sitz der Gesellschaft war nun die Alte Akademie (Wilhelminum) in der
Neuhauserstraße, bis zur Zerstörung 1945 war hier auch die Zoologischen Staatsammlung
untergebracht.
In Verbindung mit dem “VII. Internationalen Entomologen-Kongress” in Berlin wurden vom
21.-25.8.1938 in München mit großem Engagement der MEG-Mitglieder Beiträge zur Ausstel-
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lung “Das Insekt in der Darstellung” und zur Sonderschau “Verschiedene Insektengruppen”
gezeigt. Gleichzeitig konnten die 200 Kongressteilnehmer bedeutende private Insektensamm-
lungen Münchner Entomologen besuchen.
1940 vereinigte sich das “Entomologische Nachrichtenblatt”, Troppau, mit den “Mitteilun-
gen der Münchner Entomologischen Gesellschaft”. Dieser 30. Band erschien aufwändig mit
eingeklebten Fototafeln von Schmetterlingen und hatte 1092 Seiten.
Nach dem 2. Weltkrieg
1945 wurde die Münchner Entomologische Gesellschaft wie alle Vereine von der Besatzungs-
macht aufgelöst. Am 24.2.1947 konnte sie wieder gegründet und der reaktivierte Regierungsprä-
sident von Oberbayern, Ludwig ÖSTHELDER, erneut bis 1949 zum Ersten Vorsitzenden gewählt
werden. Auch die “Mitteilungen” erschienen für 1945-1949 erneut mit 331 Seiten. Ab 1950
wurden die “Mitteilungen” wieder regelmäßig veröffentlicht, auch mit Unterstützung von Dr.
h.c. Georg FREY, obwohl er eine eigene Zeitschrift “Entomologische Arbeiten aus dem Museum
G. Frey” 1950 gegründet hatte.
Ein zusätzliches, sehr erfolgreiches Publikationsorgan, das “Nachrichtenblatt der Bayer-
ischen Entomologen”, wurde 1952 gegründet. In ihm sollten kleinere wissenschaftliche Beiträge,
wie zum Beispiel Zuchtergebnisse, faunistische Mitteilungen und Vereinsnachrichten etc. er-
scheinen. Das vorliegende Heft ist bereits der 53. Jahrgang. Wie eine zusätzliche Zeitschrift das
Interesse für eine Gesellschaft wecken kann und wie wichtig Publikationsorgane sind, ist daraus
ersichtlich, dass die MEG 1951 einen Stand von 351 und 1952 schon von 407 Mitgliedern hatte.
Der kostenlose Tausch der vereinseigenen Zeitschriftenhefte mit Heften anderer Publikations-
organe führte bereits zu dieser Zeit zu einem bedeutenden Zuwachs der Bibliothek
Bei der Generalversammlung im Januar 1962 stellte das Mitglied A. STRÖBL den Antrag,
einen “Bayerischen Entomologentag” abzuhalten. Die Idee wurde umgesetzt, und nun gibt es
seit 5.-7. April 1963 jährlich im Frühjahr diese sehr erfolgreiche und immer gut besuchte
Veranstaltung. Der “Bayerische Entomologentag” wurde über Jahre in den von der Firma Dr.
REITTER GmbH angemieteten glanzvollen Räumen des Künstlerhauses abgehalten, in Verbin-
dung mit der von der Fa. REITTER veranstalteten “Internationalen Insektenbörse”. Gleichzeitig
wurden dort auch über einige Jahre bedeutende Insektensammlungen von Mitgliedern der
“Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V. (MEG)” gezeigt. Die Verbindung der MEG mit
einer “Insektenbörse” vertrug sich jedoch nicht mit der aufkommenden Artenschutzbewegung.
So trennte sie sich von der Insektenbörse und zog 1986 mit ihrem Entomologentag in die 1985
fertiggestellte, neugebaute Zoologische Staatssammlung nach Obermenzing. Lediglich 1987
fand nochmals ein Entomologentag in der Gaststätte “Zum Prälaten” im Kolpinghaus der
Innenstadt statt. Ab 1988 treffen sich die Entomologen und Mitglieder der MEG, die vermutlich
gerade auch durch diese Veranstaltung nun über 600 Mitglieder aufweist, aus vielen Ländern
bis heute zum Vortrags- und Festprogramm wie zum Besuch der umfang- und inhaltsreichen
Bibliothek sowie der weltweit herausragenden Sammlungsbestände in der ZSM. Ein herausra-
gendes Ereignis war der “3. Bayerische Entomologentag” 1965 mit dem Vortrag des Coleopte-
rologen und Schriftstellers Ernst JÜNGER über “Forscher und Liebhaber”, der 1965 als Sonder-
druck (10. April 1965, 12 Seiten) veröffentlicht und zu einer begehrten Publikation wurde. Dieses
Thema des Verfassers, auch der der “Subtilen Jagden”, ist heute so aktuell oder sogar aktueller
als 1965, zumal das Verständnis für das “Sammeln” schwindet und mit dem Naturschutz zu
kollidieren scheint. Dass jedoch ausgerechnet die behördlichen Organe den Zusammenhang von
Sammlung von Objekten, Sammlung von Daten und Hinterlegung von Beweisen als Dokumen-
tation nicht verstehen und einzuschränken oder gar zu verhindern suchen, obwohl gerade sie
die Daten benötigen, ist unverständlich.
Das festgeschriebene Ziel der geselligen Kontakte des Vorgängervereins, des “Münchener
Entomologischen Vereins”, zeigt sich in der MEG nicht nur am alljährlichen Entomologentag.
Geselligkeit mit Austausch von Erfahrungen und Sammlerdaten sowie Bestimmungsratschläge
werden in Form von Vorträgen im Rahmen des entomologischen Gesprächsforums und gemein-
6 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Abb. 2: Ludwig OSTHELDER (1877-1954), Bayerischer Regierungspräsident und 1. Vorsitzender der
Münchner Entomologischen Gesellschaft von 1923-1937 und 1947-1949.
sam mit den “Freunden der Zoologischen Staatssammlung e.V.” angeboten. Hinzu kommen
Bibliotheksabende, an denen die Bibliothek den Mitgliedern nicht nur tagsüber sondern auch am
Abend zur Verfügung steht. Dabei kann nicht nur die Bibliothek der MEG, die in den Räumen
der ZSM untergebracht ist, sondern auch der Sammlungsbestand der ZSM selbst unter Anlei-
tung des Fachpersonals genutzt werden. Bestimmungsabende in der Sektion ‘Lepidoptera’
haben bereits lange Tradition und inzwischen hat auch der ‘Käferstammtisch’ der MEG seinen
festen Platz in der Sektion ‘Coleoptera’ der ZSM eingenommen.
Die MEG prägende Personen
Eine Gesellschaft lebt und wächst durch und mit Persönlichkeiten, die sie engagiert beeinflussen
oder leiten. So war für die MEG der bayerische Regierungspräsident Ludwig ÖSTHELDER (Abb. 2)
18 Jahre als erster Vorsitzender eine Autoritätsperson mit großem lepidopterologischen Wissen,
wie seine umfangreichen, auch heute noch sehr grundlegenden Publikationen zeigen (z.B.
“Fauna der Schmetterlinge Südbayerns und den angrenzenden Kalkalpen”). Er war ein Garant
für das Wachsen und Fortbestehen in den ersten Jahrzehnten des Bestehens dieser Gesellschaft.
Besonders in den schwierigen Zeiten der wirtschaftlichen Rezession, der Anfänge des “Dritten
Reiches” und des Neuanfangs der Bundesrepublik machte der spätere Ehrenvorsitzende der
MEG seinen Einfluss zugunsten der Gesellschaft aufgrund seiner politischen Position geltend.
Der bedeutende Käferforscher und langjährige 2. Vorsitzende und Ehrenmitglied der MEG,
Dr. h.c. Georg FREY, (Abb. 3) unterstützte die Gesellschaft vielfältig. Die umfangreichen “Mittei-
lungen” konnten großteils nur mit seiner Hilfe erscheinen, und er förderte dadurch den umfang-
reichen Zeitschriftentausch der Bibliothek. Über viele Jahre übernahm er Portokosten und den
teuren Versand der Publikationen der MEG. Der Aufbau seines großen Käfermuseums zog viele
von ihm finanzierte Forscher aus der ganzen Welt nach München, die dann auch Mitglied bei
der MEG wurden und mit ihr kooperierten. Heute unterstützt sein Sohn, Herbert FREY, großzü-
gig die Münchner Entomologische Gesellschaft.
Herausragend und über Jahrzehnte außergewöhnlich prägend und fördernd für die MEG
war das vielfältige Engagement des 1931 in die Gesellschaft eingetretenen, 1910 in Augsburg
geborenen, Dr. Walter FORSTER (Abb. 4) (s.a. SCHERER 1992a). FORSTER war von 1931 bis zu seiner
Pensionierung 1975 in der Zoologischen Staatssammlung München tätig, ab 1957 als Abteilungs-
direktor der Entomologie und ab 1965 als Direktor der ZSM. Selbst in den ihm verbliebenen
NachırBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 7
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Abb. 3: Dr. h.c. Georg Frey (1902-1976), langjähriger 2. Vorsitzender und Mäzen der Münchner
Entomologischen Gesellschaft; der Käferforscher und -sammler “Loden-Frey” im “Museum Georg
Frey” in Tutzing.
restlichen Lebensjahren bis 1986 arbeitete er regelmäßig weiter und ordnete die Schmetterlings-
sammlung der ZSM. Für die MEG war er ab 1943 Sekretär (die MEG hatte damals nur 149
Mitglieder), zudem langjähriger Schriftleiter der “Mitteilungen”, von 1962 bis 1985 erster Vor-
sitzender und ab 1952 Schriftleiter des von ihm gegründeten “Nachrichtenblatt der Bayerischen
Entomologen”. Dr. Walter FORSTER warb als Sekretär und 1. Vorsitzender für die MEG erfolg-
reich Spenden und Mitglieder, die während seiner Amtszeit von ursprünglich 470 auf über 650
Personen anstiegen. So ist es auch sein Verdienst, dass die Spezialbibliotheken der MEG und
ZSM zu den größten Deutschlands gehören. Dies konnte er u.a. dadurch erreichen, weil es ihm
gegen viele Widerstände 1943 gelang, die Literatur im Alpenvorland “wehrkraftzersetzend”
auszulagern und so vor der Vernichtung durch den Bombenangriff auf die “Alte Akademie”,
Sitz der ZSM, im April 1944 zu retten.
Der Lebensinhalt des Ehrenmitglieds Walter FORSTER war hauptsächlich die Entomologie,
speziell die Lepidopterologie und ebenso vorrangig die MEG. Er verfasste mit Th. A. WOHL-
FAHRT das fünfbändige Grundlagenwerk “Die Schmetterlinge Mitteleuropas”. Seine Weitsicht
und Dynamik erlaubte ihm aus dem 1931 in der ZSM vorgefundenen einzigen Schmetterlings-
schrank (dazu kam nur noch die Sammlung der Prinzessin Therese von Bayern) im Laufe seines
Lebens den Grundstock zur größten Schmetterlingssammlung der Welt zu schaffen. Auch ist es
ihm zu verdanken, dass die weiteren entomologischen Sammlungen zu den gröfsten der Welt
gehören. Mit entscheidend für seinen Erfolg war sein freundliches, geselliges Wesen - er
[0 0)
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Abb. 4: Dr. Walter FORSTER (1910-1987) leitete von 1962-1985 als 1. Vorsitzender ganz wesentlich die
Geschicke der Gesellschaft.
interessierte sich immer für Menschen. Die in so kurzer Zeit kaum vorstellbare Sammlungsent-
wicklung der Abteilung Entomologie der Zoologischen Staatssammlung war jedoch nur unter
Mitwirkung der Mitglieder der MEG möglich. FORSTER förderte das Interesse der Entomologen,
schuf mit der wachsenden Größe der entomologischen Sammlungen und der Bibliothek hervor-
ragende Arbeits- und Forschungsbedingungen und unermesslich viele Daten für die Mitglieder
und Wissenschaftler in der ganzen Welt. Dies dankten ihm die MEG-Mitglieder und verbanden
damit auch ihren eigenen Vorteil, indem sie der ZSM und damit der MEG ihr Lebenswerk, ihre
entomologischen Sammlungen und Bibliotheken überließen als Dokumente der Vergangenheit
mit direktem Bezug zur Zukunft für die Entomologie. Als Direktor der ZSM war er zudem stets
bemüht die Wissenschaftler- aber auch Präparatorenstellen durch Spezialisten und Sammler zu
besetzen, die dem Zuwachs ihr Hauptaugenmerk widmeten, was nur durch Sammlungseinwer-
bung im engsten Kontakt zwischen MEG und ZSM möglich ist.
Die Ersten Vorsitzenden bzw. Präsidenten der MEG.
1904 (Protokoll 1905)-1909 R. ERHARD
1910-1912 E. ARNOLD
1913-1920 R. WALTZ
1921-1922 ©. KAISER
1923-1937 L. OSTHELDER
1938-1945 M. DINGLER
1947-1949 L. OSTHELDER
1950-1961 F. SKELL
1962-1985 W. FORSTER
1986-1994 W. DIERL
1995-1998 R. GERSTMAIER
1999- W. RUCKDESCHEL
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 9
Literatur
Horn, W. & KAHLE, I. 1935-1937: Über entomologische Sammlungen, Entomologen und Entomo-
Museologie. - Entomologische Beihefte 2-4, 1-336, 38T.
JÜNGER, E.: Forscher und Liebhaber. - Ansprache von Herrn Ernst Jünger anläßlich des 3. Bayerischen
Entomologentages in München, am 10. April 1965, 1-12.
SCHERER, G. 1976: Dr. h.c. Gerorg Frey. Die Entomologie war sein Leben. - Ent. Arb. Mus. Frey 2, I-XXI.
-—- 1992a: Dr. Walter Forster (1910-1986) Direktor der Zoologischen Staatssammlung 1965-1975. —
Spixiana Supplement 17, 201-202.
-—- 1992b: Die Münchner Entomologische Gesellschaft e.V. - Spixiana Supplement 17, 206-214.
Zoologische Staatssammlung München (Hrsg.) 1992: Chronik der Zoologischen Staatssammlung. —
Spixiana Supplement 17, 1-248.
Quellen
Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, Jg. 1-81 (1907-2003).
Mittheilungen des Münchner Entomologischen Vereins, Jg. 1-5 (1877-1881).
Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen, Jg. 1-52 (1952-2003).
Protokolle der Münchner Entomologischen Gesellschaft.
Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. Ernst-Gerhard BURMEISTER & Erich DILLER
Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstr. 21
D-81247 München
Zwei seltene Nachtfalter aus den nördlichen Kalkalpen:
Trichosea ludifica, LINNAEUS, 1758,
und Panchrysia v-argenteum, ESPER, 1798
(Lepidoptera, Pantheidae, Noctuidae)
Walter RUCKDESCHEL
Bei der seit 1997 laufenden Bestandsaufnahme der Schmetterlinge des Nationalparks Berchtes-
gaden kamen auch zwei Nachtfalterarten ans Licht, von denen bisher aus Südbayern nur wenige
Exemplare bekannt waren. Die beiden Arten gehören zu unterschiedlichen Familien, Trichosea
Iudifica zu den Pantheidae, Panchrysia v-argenteum zur Unterfamilie der Plusiinae der Noctuidae.
Im Rahmen der Bestandsaufnahme der Noctuiden SO-Bayerns* ergab sich die Möglichkeit, das
in staatlichen und privaten Sammlungen befindliche Material dieser beiden Arten zu sichten.
Darüber hinaus stellten R. OswALD und G. EMBACHER Daten aus dem Werdenfelser Land und aus
* Zum Projekt s. NachrBl. bayer. Ent. 52 (3/4), 89-90. Die Pantheidae wurden in das Projekt mit
einbezogen, da die 3 dazugehörenden Arten bis vor kurzem der Noctuiden-Unterfamilie Apate-
linae zugerechnet wurden.
10 NachrbBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
dem Land Salzburg zur Verfügung. Ihnen danke ich für die Unterstützung, ebenso S. ERLEBACH,
A. Rau, E. SCHEURINGER und A. SEGERER für wertvolle Daten und Hinweise.
Trichosea ludifica (LINNAEUS, 1758)
(Abb. 1)
T. ludifica ist bisher nur aus Europa einschließlich Südschweden und dem Baltikum, sowie aus
Westrussland, aus dem Karpathenraum und vom Balkan bekannt (KARSHOLT u. RAZOWSKI 1996).
Diese schöne Art (Abb. 1) galt in Bayern bisher als vom Aussterben bedroht (BAYER. STAATSMI-
NISTERIUM FÜR LANDESENTWICKLUNG UND UMWELTFRAGEN 1993). In Baden-Württemberg war die
Art früher auch im Tiefland verbreitet und nicht selten, scheint aber heute ausgestorben zu sein
(EBERT 1997a). Da aus Südbayern neuere Beobachtungen vorliegen, die darauf hinweisen, daß
in den nördlichen Kalkalpen eine stabile Population existiert, soll ein Überblick über den
heutigen Kenntnisstand gegeben werden:
ÖSTHELDER (1927) konnte nur einen südbayerischen Beleg (Kochel, leg. P. WAGNER) auffüh-
ren. In der “Nordwestecke Tirols” sei der Falter einmal in den 9er Jahren des 19. Jh. gezogen
worden, in der Umgebung Salzburgs hingegen sei der Falter “nicht selten”. Seitdem haben sich
die Nachweise vermehrt. OswALD (2001) erwähnt aus den 90er Jahren Beobachtungen im
Karwendel, Wetterstein und auch in Tallagen außerhalb des Murnauer Mooses bis 1000 m. Der
Nachtfalter bleibt aber eine der am seltensten beobachteten einheimischen Arten. Die Datenbasis
sieht heute wie folgt aus:
Isarwinkel und Werdenfelser Land: Karwendelgebirge, Lkr. GAP, Forststraße Mittenwald —
Fereinalm, Reissende Lahn, 1300 m, 2.7.1999 (leg. OswALD). — Fleck b. Lengries, Lkr.TÖL, 700 m,
ohne Dat., leg. FLUNGER. — Lengries, Lkr. TÖL, 3.7.1971 (leg. HINTERHOLZER); Juni 1981 (leg.
FLUNGER). — HACKER (1995) konnte bei seinen faunistischen Erhebungen in den bayerischen
Naturwaldreservaten (NWR) in S-Bayern jeweils ein Exemplar im NWR Friedergries, Ammer-
gauer Berge, Lkr. GAP (900 m, 3.7.1991) und im NWR Schrofen, Wettersteingebirge, Lkr. GAP
(oberh. der Partnachklamm, 3.7.1991) nachweisen. — In der ZSM finden sich außerdem folgende
Falter: Hammersbach bei Grainau, Lkr. GAP, 17.6.1956, (leg. J. TROEDER, Hannover). — Eschen-
lohe, Lkr. GAP, 22.6.1976; 7.7.1976 (leg. et coll. HINTERHOLZER). — Kochel, Lkr. TÖL, 27.6.1969;
7.7.1970; 10.7.1975 (leg. et coll. HINTERHOLZER). - Winkel b. Lengries, Lkr. TÖL, 1967 (leg. et coll.
HINTEROLZER).
Aus SO-Bayern liegen außerdem folgende Daten vor: Spitzingsattel, 11.7.1962 (leg. PAVLAS,
coll. Rau). — Brecherspitze, 1300 m, 2 Expl. M.7.1965; 1 Expl. M.7.1967 (leg. WOLFSBERGER). —
Firstalm, Lkr. MB, A.7.1962; A.7.1968 (leg. GELTINGER). — Klausbachtal, Ramsau, Lkr. BGL, 940 m,
19.6.1998 (leg. RUCKDESCHEL). — Salzach-Auen, Aigen, Lkr. BGL (4 Expl. e.l., 1981). - Weißachen-
tal, Bergen, Lkr. TS, 12.7.1995 (leg. L.WIHR).
Angrenzende Regionen: G. EMBACHER gab für die an den Berchtesgadener Raum angrenzen-
den Gebiete des Landes Salzburg folgende Daten an: Untersberg, Veitlbruch am Bergfuß zw.
Fürstenbrunn und Großgmain, 700 m, 16.6.1974 (leg. EMBACHER). -— Mühlbach a. Hochkönig,
850 m, 13.6.1964 (leg. EMBACHER). —- Zimmerberg oberh. Bischofshofen, 650 m, 22.6.1972 (leg. et
coll. F. FEICHTINGER, Bad Gastein). — Bluntautal b. Golling, 550-650 m, 6.6.1937, 18.6.1938, 14.6.
1947 (jeweils leg. J. WITZMANN); 10.6.1953 (leg. H. AMANSHAUSER); 17.6.1966 (leg. K. MAZZUCCO);
23.6.1968 (leg. et coll. C. CLEvg, Berlin). Dem sind 2 Expl. aus der Sammlung WOLFSBERGER
anzufügen: Golling, 12.6.1921 e.l.; 27.6. ohne Jahr.
T. Iudifica kommt auch in den benachbarten oberösterreichischen Kalkalpen vor (z.B. Hin-
terstoder, 3 Expl. 1980 e.o., coll. WOLFSBERGER).
Aus Nordtirol sind mir folgende Daten bekannt: Brandenberg, 700 m, M.7.1958 (leg. SPECK-
MEIER); M.6.1964; 2 Expl. M.6.1966 (leg. et coll. WOLFSBERGER). — Wörgl, 18.6.1964 (coll. MFI). —
Kramsach, Brandenberger Ache, 600 m, 25.6.1992 (coll. MFI). - Pinegg b. Brandenberg, M.6.1967
(mehrere Expl., leg. et coll. GELTINGER). — Kössen, 5.5.1950 (leg.WILckE). — Bichelbach b. Reutte,
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 11
Abb. 1: Trichosea ludifica L.
ohne Dat. (leg. NippeL). — Karwendel, Risstal, Krenzlbrücke, 1000 m, 22.6.93 3 Expl. (coll. MFI).
— Leutasch (e.o., coll. MFI). - Kufstein (ohne Dat.). - Kirchberg i.T. (ohne Dat.).
Viele dieser Daten sind bereits über 30 Jahre alt. Die Serie neuerer Nachweise aus dem nordal-
pinen Bereich von den Ammergauer bis zu den Berchtesgadener Alpen spricht jedoch dafür, daß
T. ludifica hier in einer stabilen Population vorkommt. Das Areal reicht im Osten bis in die
oberösterreichischen Alpen. Der westlichste Fundpunkt liegt in den Ammergauer Bergen. Daß
aus dem Allgäu bisher keine Nachweise vorliegen, scheint eher auf die geringe Beobachtungs-
dichte als auf eine Arealgrenze zurückzuführen zu sein. Die meisten Beobachtungen stammen
unmittelbar vom Alpenrand oder von benachbarten Tallagen. Dementsprechend liegen die
Höhenangaben in der Regel zwischen 650 und 1000 m. Nur zweimal (Karwendel 1300 m,
Brecherspitze 1300 m) wurde die Art oberhalb 1000 m aufgefunden. In den intensiv besammel-
ten Voralpenmooren, bergferneren Flußtälern und Schotterebenen von Lech und Isar fehlen
Nachweise. Ähnliches berichtet EMBACHER (2000) aus dem Land Salzburg: Dort fehlte die Art
auch früher schon im nördlichen Alpenvorland. Seit den 70er Jahren fehlen auch aus dem
Bergland neue Nachweise (mündl. Mitt. G. EMBACHER). HACKER (1995) weist darauf hin, daß die
Art außerhalb der Alpen in Bayern nur mehr in den montanen Lagen des Bayerischen Waldes
eine stabile Population aufweist. Sie sei aber früher in Nordbayern weiter verbreitet gewesen;
die letzte Meldung aus Franken stammt von Hof-Krötenbruck 1954. Dank der vorbildlichen
Bearbeitung der baden-württembergischen Großschmetterlingsdaten ist ein Vergleich mit dem
westlich angrenzenden Bundesland lohnend: Dort ist die Art heute ausgestorben, war aber
früher nicht selten. EBERT (1997a) nennt Beobachtungen aus der Oberrheinebene, dem Neckar-
Tauberland und aus dem Bodenseegebiet. Die Art war also dort vor allem in den tieferen Lagen
zwischen 100 und 500 m Höhe verbreitet. Alle Fundorte liegen in Gebieten mit mittleren
Jahrestemperaturen von über 8°C. Es ergibt sich also der merkwürdige Befund, daß die Art
früher nicht nur in der montanen Stufe der nördlichen Kalkalpen, sondern auch in der planaren
und kollinen Stufe alpenfernerer Regionen verbreitet war, daß sie aber heute aus diesen tiefer
liegenden Arealteilen verschwunden ist. Die Gründe für diese Arealreduzierung sind nicht
bekannt. Es fällt jedoch auf, daß aus dem Tiefland als Raupenfutterpflanze Obstbäume (Malus,
Pyrus, Prunus), aber auch zahlreiche andere Laubbaumarten (Salix caprea, Quercus spec., Cratae-
12 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
gus spec., Prunus serotina, Prunus padus, Prunus spinosa und Sorbus aucuparia) genannt werden.
Aus der Schweiz werden außerdem Ulme und Edelkastanie, aus Finnland Birkenarten gemeldet
(EBERT 1997a). In der Montanstufe soll dagegen ausschließlich S. aucuparia (Vogelbeere) als Futter
dienen (HACKER 1995). Hierzu teilte S. ERLEBACH mit, daß er bei zwei erfolgreichen e.o.-Zuchten
mit oberösterreichischem Material einmal Sorbus aucuparia und einmal Malus fütterte.
Die deutliche Differenzierung der Verbreitungsareale und ökologischen Ansprüche zwi-
schen der “Tiefland-” und der “Montanpopulation” könnte auf zwei ökologische Rassen hinwei-
sen. Zum Verschwinden der “Tieflandpopulation” hat z.B. im Bodenseeraum sicher der inten-
sive chemische Pflanzenschutz im Erwerbsobstbau beigetragen. Für die Vermutung von EBERT
(1997b), daß der Rückgang dieser Art im Tiefland mit dem Verschwinden alter Obstbäume mit
kräftigem Flechtenbewuchs zusammenhängt, fehlen bisher Beweise.
Aus den Beobachtungsdaten im Alpenraum lassen sich noch einige Informationen gewin-
nen: Mehrfach wird von offenen Stellen im Bergmischwald berichtet: im Karwendelgebirge am
Rand einer Geröllrinne mit Fichten, Latschen, Weidensträuchern und Felsenbirne; im Klaus-
bachtal auf einem offenen Schuttkegel, dessen ältere Teile mit Latschen, Weidengebüsch und
Vogelbeere bewachsen waren. Die Falter fliegen nur selten und fast immer einzeln ans Licht.
Aus den o.g. Beobachtungsdaten (41 verwertbare Datensätze) wurde ein Phänogramm
erstellt (Abb. 3). Es ergibt eine Flugzeit von Anfang Juni bis Mitte Juli mit dem Schwergewicht
im Juni. Der aus dem Rahmen fallende Datensatz aus der 19.Woche stammt vielleicht aus einer
Zucht. Für die bei OSTHELDER (1927) und wieder bei FORSTER erwähnte zweite Generation im
August und September ergeben sich hingegen keine Hinweise. Auch bei HAckEr (1995) finden
sich aus dem Bayerischen Wald nur Daten aus dem Juni und Juli.
Wie steht es um die Gefährdung? Die Einstufung der Roten Listen (bisher gültige Fassung
der RL Bayern: RL 1) mag für weite Teile Nordbayerns zutreffen, wenn die Art dort nicht sogar
schon ausgestorben ist. In den bayerischen Kalkalpen hingegen besteht offenbar ebenso, wie im
Bayerischen Wald, eine stabile Population. Die Falter wurden zwar bisher nur sporadisch
nachgewiesen, die Gründe müssen jedoch nicht in einer extremen Seltenheit liegen, sondern
können auch andere Ursachen haben.
Bei der 2001 vom Bayer. Landesamt für Umweltschutz durchgeführten Expertenbefragung
für ein Neufassung der Roten Liste gefährdeter Tierarten Bayerns lag ein Entwurf zugrunde, der
endlich die lange geforderte Regionalisierung vorsieht. Dort wurde für diese Art in der Region
Alpen und Alpenvorland die Gruppe RL 2 (stark gefährdet) vorgesehen. Dabei ist jedoch im
Auge zu behalten, daß über die Lebensweise der Art und ihrer ersten Stände im Alpenraum
wenig bekannt ist. Daher bleiben auch mögliche Gefährdungsursachen im Ungewissen.
Panchrysia v-argenteum (ESPER, 1798)
(Abb. 2)
Diese schön gezeichnete Plusie ist bisher nur aus den Alpen und dem Balkanraum bekannt”.
Mehrere Neufunde aus den Berchtesgadener Alpen geben Anlaß, über diese seltene Plusie zu
berichten. Auch diese Art galt bisher in Bayern als vom Aussterben bedroht.
ÖSTHELDER (1927) nennt für diese “hauptsächlich südalpine Art” die vorher von DIETZE
(Falter in Oberstdorf an Erica carnea sitzend) und von HÖRHAMMER (Unterlahner Alm am
Funtensee, 1 Falter am 13.8.1920 an verwelkter Hieracium-Blüte sitzend) veröffentlichten Belege.
Im Salzburger Land seien außerdem an den Abhängen des Kl. Göll b. Golling 3 Stück an Licht
gefangen worden.
Seitdem sind folgende Funde bekannt geworden:
Aus den Chiemgauer Bergen: Weißachental, Bergen, Lkr. TS, 790 m, 19.8.1993 (leg. A. BEYERL);
880 m, 19.8.1993, 4.8.1995 (beide Expl. leg WiıHr); Weißachental 23.8.1995 (2 Expl.), 1.8.1996 (leg.
A. SEGERER).
+
Ein Vorkommen in Spanien, wie behauptet, bleibt wohl fragwüdig.
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 13
Abb. 2: Panchrysia v-argenteum ESP.
Aus den Berchtesgadener Alpen: Unterlahneralm, Schrainbachtal a. Königsee, Lkr. BGL,
ca. 950 m (13.8.1920, leg. HÖRHAMMER ); Hachelwände, Watzmanngeb., A.7.1955 (mehrere Expl.,
leg. DANIEL u. PFISTER). - Hachelköpfe, Watzmanngeb. Lkr. BGL, 1200 m (1 Expl. 9.-12.8.1950, leg.
F. DANIEL). — Steinbachtal, Melleck, Gmd. Schneizlreuth, Lkr. BGL, 1.8.1996, 2.8.1998 (2 Expl. leg.
SEGERER). — Wimbachtal, Watzmanngeb, Lkr. BGL, 920 m (3 Expl., 9.9.1999, 1 Expl. 9.9.2002);
Klausbachtal, Ramsau, Lkr. BGL, 830 m, 20.8.2001 (alle leg. RUCKDESCHEL).
In der Sammlung WOLFSBERGER findet sich kein einziger Nachweis aus den Tegernseer- und
Schlierseer Alpen. Die Art fehlt auch in der Sammlung HINTDERHOLZER und in den Verzeichnis-
sen von OSWALD (2001), woraus geschlossen werden muß, daß P. v-argenteum auch im Isarwin-
kel und Werdenfelser Land fehlt. Die genannten Sammler haben ihre Gebiete über viele Jahre
intensiv besammelt, so daß ihnen ein Vorkommen kaum entgangen wäre. Auch aus dem Allgäu
sind mir keine neueren Funde bekannt. Der einzige, eingangs aufgeführte Hinweis (Oberstdorf,
DIETZE) ist bereits fast 100 Jahre alt und nicht mehr nachprüfbar.
Aus dem Land Salzburg liegen zahlreiche Meldungen vor: Bluntautal, 6.6.1961 (leg. WIHR);
Golling, 900 m, 17.6.1956 (2 Expl. leg. WOLFSBERGER). — Tennengebirge (coll MFI). G. EMBACHER
hat auch zu dieser Art alle Daten aus der Salzburger Landessammlung und sonstige ihm
bekannte Salzburger Daten zur Verfügung gestellt: Untersberg, Veitlbruch a. Bergfuß, 700 m,
3.8.1976, 30.8.1981 und 12.9.1989 (alle leg. EMBACHER). — Fürstenbrunn b. Grödig, 500 m, 12.9.
1974, 15.9.1974 (leg. EMBACHER); 11.9.1975 (leg. et coll. MURAUER). — Glanegg b. Grödig, 500 m,
3.9.1980, 7.8.1982, 24.8.1984 (alle leg. et coll. Murauer). —- Schlum, Hagengebirge, 1200 m, 25.8.
1951 (alle leg. H. AMANHAUSER). — Salzburg-Parsch, Fuß des Gaisberg, 430 m, 30.8.1955, 8.9.1955,
17.8.1956 (leg. H. AMANSHAUSER); 20.8.1957 (leg. J. WITZMANN). — Gaisberg, 800 m, 27.8.1956 (leg.
H. AMANHAUSER). — Bluntautal b. Golling, 550-650 m, 3.7.1934, 24.8.1936, 8.7.1937, 6.8.1937,
27.8.1938 (leg. PUCHTA); Juli 1946 (leg. Wırzmann); 12.7.1954 (leg. F. BURMEISTER, in coll.?);
18.8.1954, 22.8.1954, 8.9.1954, 4.8.1955 (leg. AMANSHAUSER u. MAZZUCCO); 14.8.1995 (leg. F. MAIN-
HUBER); 8.7.1971, 11.9.1974, 26.7.1992 (leg. EMBACHER); 30.6.1985 (leg. et coll. MURAUER); 24.8.1973
(Zoodat). - Bärenhütte i. Bluntautal 10.8.1974 (Zoodat). — Scharfling a. Mondsee, 10.7.2002 (leg.
14 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Trichosea ludifica (LinnAEUS, 1758) n=41
14
12
10
On
VS 7 oe 3e 150172 19217723255277 295 312 335 355.370239 ZA EASEASEATZEAIST
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Abb. 3: Die Flugzeit von Trichosea ludifica L. in den Nordalpen.
et coll W. HAUER). - Strobl a. Wolfgangsee, Juli 1981 und Juli 1996 (leg. et coll. S. ORTNER, Bad
Ischl). -— Blinklingmoos b. Strobl, 17.7.1981 (leg. N. PöLL, Bad Ischl). -— Dissbach b. Saalfelden,
650 m, 31.8.1987 (leg. EMBACHER). -Annaberg i. Lammertal, 1000 m, 18.7.2003.
Auch in den angrenzenden oberösterreichischen Alpen ist die Art wiederholt nachgewie-
sen worden: z.B. Höllengebirge, 1000 m, 18.7.1956. — Gosautal, 630 m, 25.7.1949 (jeweils leg.
WOLFSBERGER).
Aus Nordtirol liegen mir folgende Daten vor: Brennkopf, Schwaigs b. Walchsee, 19.8.1998
(leg. RUCKDESCHEL). — Kaisertal, Kufstein (ohne Dat., leg. SCHAWERDA). — Innsbrucker Nordkette
(e.]. 1941, leg. Heiss, coll. MFI). - Landeck, 31.8.62 (coll. ZSM). - Finstermünz, 1200 m (8 Expl. coll.
MFI). - Umhausen i. Ötztal, 1100 m, 4 Expl. 15.-20.7.1951; 1200 m, 18.7.1961; 1400 m 19.7.1951
(leg. WOLFSBERGER); 15 weitere Expl. (coll MFI).
Weitere alpine Nachweise stammen aus Kärnten, Ost- und Südtirol, der Schweiz (Wallis,
Graubünden) und den franz. Alpen. Der Falter war z.B. früher im mittleren Vinschgau in den
tieferen Lagen ausgesprochen häufig (mündl. Mitt. E. SCHEURINGER). Die Art gilt als trocken- und
wärmeliebend (FORSTER & WOHLFAHRT 1971). — Sie hat zweifelsohne ihr mitteleuropäisches
Hauptverbreitungsgebiet in den Südalpen. Daneben existiert aber offenbar eine nordalpine
Population in einem Raum, der sich vom Salzkammergut bis zum Inntal bei Kufstein erstreckt.
Kerngebiet dieses Areals ist wohl das Gebiet der Berchtesgadener Alpen und der westliche Rand
des Salzachtals zwischen Untersberg und Hochkönig. Die Art geht über den Alpenrand offenbar
nicht hinaus. Sie wurde in Bayern bisher nirgends im Alpenvorland beobachtet. Auch in
Salzburg fehlt die Art im Vorland (EMBACHER 2000). Es stellt sich die Frage, ob das nordalpine
Areal mit dem südalpinen Hauptvorkommen in Verbindung steht: Aus Nordtirol sind nur
wenige Nachweise bekannt. Die beiden östlich Kufstein gelegenen Beobachtungspunkte
(Schwaigs, Kaisertal) schließen sich an das nordalpine Areal an. Die übrigen Nachweise liegen
fast ausschließlich in den Südtirol benachbarten Zentralalpen*. Zwischen Landeck und Kufstein
x
Die einzige auf der N-Seite des Inntals und östlich von Landeck gelegene Fundstelle (Nordkette
b. Innsbruck, e.l.) ist fragwürdig
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 15
Panchrysia v-argentum (Esper, 1798) n=73
18
N RN
35T SZ Stoe 19521232 255. 272.297 31.332.357 372 33 a1 43 AST A729 5
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Abb. 4: Die Fiugzeit von Panchrysia v-argenteum Esp. in den Nordalpen.
klafft also eine ausgedehnte Verbreitungslücke. Im Land Salzburg ergibt sich eine ähnliche
Situation: Aus den südlich an die Kalkalpen anschließenden Schieferalpen, dem Lungau und
den Zentralalpen fehlen Nachweise (EMBACHER 2000). Das nordalpine Vorkommen ist also
offenbar vom südalpinen Vorkommen räumlich isoliert.
Die Höhenlage der Beobachtungsstellen liegt in unserem Gebiet zwischen 430 m (Salzburg)
und 1200 m (Hachelköpfe), wobei sich die Mehrzahl der Stellen unter 1000 m Höhe befindet. Die
Falter fliegen im talnahen Bereich der montanen Bergmischwaldzone und bevorzugen dort
offene, unbewirtschaftete Stellen mit den Futterpflanzen der Raupen: In der Literatur wird
berichtet, daß die Raupen an Thalictrum-Arten (Wiesenraute) und Isopyrum thalictroides L. (wie-
senrautenblättriges Muschelblümchen*) fressen. In unserem Gebiet kommt wohl vor allem
T. flavum oder T. aquilegifolium in Betracht. An letzterem fand MURAUER am Fuße des Untersbergs
mehrfach im Frühjahr Raupen und züchtete sie erfolgreich. Im Bluntautal higegen fand MURAU-
ER die Raupen an Aquilegia spec. (Mitt. G. EMBACHER). S. ERLEBACH teilte mit, daß er in Taufers,
Vinschgau auf ca. 1200 m Höhe auf felsigem, xerothermen Gelände Raupen auf Thalictrum minus
beobachten konnte.
Für die Erstellung des Phänogramms (Abb. 4) standen 73 Datensätze aus den Nordalpen zur
Verfügung. Die Flugzeit reicht von Anfang Juni bis Mitte September, was weitgehend mit den
Angaben von FORSTER & WOHLFAHRT (1971) übereinstimmt. Auf ein kleineres Maximum in der
ersten Julihälfte folgt die Hauptflugzeit zwischen Anfang August und Mitte September. Um den
Einfluß des Lokalklimas auszuschließen, soll der Flugverlauf an einem kleinen Gebiet überprüft
werden: Vom Bluntautal auf der O-Seite des Hohen Göll liegen besonders viele Daten vor. Von
der Art wurden dort 2 Exemplare im Juni, 3 in der ersten Julihälfte und 10 im August und
Anfang September nachgewiesen. Also ergibt sich auch hier eine ähnliche Zeitverteilung wie im
Phänogramm. Die Flugzeiten könnten mit der Annahme von zwei sich teilweise überlagernden
Generationen erklärt werden, von denen die zweite Generation die populationsstärkere ist. Dies
entspräche dem bisherigen Kenntnisstand, wonach die Art in wärmeren Gebieten 2 Generatio-
* Nach SCHMEIL-FITSCHEN, Flora von Deutschland und angrenzenden Gebieten. 87. Aufl. (1982) S. 155
kommt die Pflanze nur in feuchten Laubwäldern Schlesiens und im N und © Deutschlands vor.
16 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
nen ausbildet (HACKER 1981) und auch in den Alpen “je nach Höhenlage” in 1-2 Generationen
fliegt (FORSTER & WOHLFAHRT 1971). EMBACHER (mdl. Mitt.) geht aber davon aus, daß es sich nur
um eine Generation handelt, deren Falter nach dem Schlüpfen eine Diapause einlegen. Die
Weibchen würden erst nach der Diapause befruchtet und legen dann im Spätsommer die Eier
ab. Die Raupen überwintern.
Abschließend ist zu fragen, ob die Art entsprechend der bisherigen Einstufung in den Roten
Listen vom Aussterben bedroht ist (RL 1): Die Art kommt zwar nur in einem kleinen Gebiet SO-
Bayerns und angrenzender Bereiche Österreichs vor, ist dort aber nicht selten und in der
Bestandsdichte wohl auch nicht abnehmend. Die Einstufung erfolgt daher im neuen Entwurf der
RL Bayern zurecht in die Gruppe R.
Anmerkungen
Abkürzungen der bayerischen Landkreise: BGL= Berchtesgadener Land, GAP=Garmisch-
Partenkirchen, MB=Miesbach, TÖL=Bad Tölz/Wofratshausen, TS= Traunstein
SBS=Südbayern-Sammlung der Zool. Staatssammlung München (ZSM). -— MFI=Sammlung
des Mus. Ferdinandeum Innsbruck.
Die Sammlungen BEYERL, HINTERHOLZER, WIHR und WOLFSBERGER befinden sich in separater
Aufbewahrung in der ZSM. — Die meisten zitierten Funde aus Salzburg werden in den Samm-
lungen des Hauses der Natur, Salzburg, aufbewahrt.
Literatur
BAYER. STAATSMINISTERIUM FÜR LANDESENTWICKLUNG UND UMWELTFRAGEN (Hrsg.) 1993: Rote Liste
gefährdeter Tiere Bayerns. Umwlt und Entwicklung, Naturschutz 1/1993, 2. geänderte Aufl.,
München.
EBERT, G. 1997a: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 5, Nachtfalter II, 531-535, Verlag Eugen
Ulmer, Stuttgart.
-- 1997b: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Bd. 6, Nachtfalter IV, 232. Verlag Eugen Ulmer,
Stuttgart.
EMBACHER, G. 2000: Prodromus 2000. Die Großschmetterlinge Salzburgs. - Naturschutz-Beiträge 25.
Amt der Salzburger Landesregierung
FORSTER, W. & WOHLFAHRT, TH. 1971: Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Bd. 4, 273, Franckh’sche
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.
HACKER, H. 1989: Die Noctuidae Griechenlands. Mit einer Übersicht über die Fauna des Balkanraumes
(Lepidoptera, Noctuidae). — Herbipoliana 2 ‚356.
-— 1995: Insektenfauna der Gebirge Bayerns: aktueller Kenntnisstand und bemerkenswerte Funde
aus den ostbayerischen Grenzgbirgen und den bayerischen Alpen. Ergebnisse der Kartierung der
Naturwaldreservate Bayerns. — Beitr. z. bayer. Entomofaunistik 1, 240. Arbeitsgemeinschaft Bay-
erischer Entomologen e.V. (Hrsg.), Bamberg.
KARSHOLT, ©. &. RAZOWsKIı, J. 1996 (Hrsg.): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist.
380 S. - Apollo Books, Stenstrup.
ÖOSTHELDER, L. 1927: Die Schmetterlinge Südbayerns und der angrenzenden nördlichen Kalkalpen.
I. Teil, 2. Heft, 2. Teil, Eulen. - Beil. d. Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft
17,225:
OswAaıp, R. 2001: Die Schmetterlinge des Landkreises Garmisch-Partenkirchen im 20. Jahrhundert. —
NachrbBl. bayer. Ent. 50 (1/2), 5-29.
Anschrift des Verfassers:
Dr.-Ing. Dr. Walter RUCKDESCHEL
Westerbuchberg 67
D-81477 Übersee
E-Mail: Dr.WalterRuckdeschel@t-online.de
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 10
Zum Vorkommen
der Silberweiden-Gespinstmotte (Yponomeuta rorrella HB.)
und der Steinweichsel-Gespinstmotte (Y. mahalebella GN.)
in Bayern
(Lepidoptera: Yponomeutidae)
Andreas H. SEGERER & Josef H. REICHHOLF
Abstract
We report on the occurrence of two thermophilic and poorly recognized species of small ermine moths
(Yponomeutidae) in Bavaria. Yponomeuta rorrella (monophagous on Salix spp.) occurs in river valleys;
its annual population dynamics is significantly correlated with warm spring and summer weather. The
southern European species, Y. mahalebella (monophagous on Pruns mahaleb) was reported from central
Bavaria in the late 19'" century, possible recent occurrence however could not be verified up to now.
Possibly, both species have been advanced by the exceptionally warm summer 2003. The authors
provide clues to recording, identification and autecology of both species and ask for forwarding future
records to the ZSM.
Einleitung
Die Gattung Yponomeuta LATREILLE, 1796, ist eine in Europa mit 10 Arten vertretene Gattung, von
denen 9 in Bayern vorkommen (zur Übersicht, vgl. FRIESE 1960; MENKEN et al. 1992; PovEL 1984),
Die zehnte, offenbar sehr seltene und wenig bekannte osteuropäische Art Y. diffluellus (HEINE-
MANN, 1870) ist in der europäischen Checkliste (AGAssız & FRIESE 1996) nicht aufgeführt, kommt
jedoch in Polen und Russland vor (GERSHENZON 1980; GERSHENZON & ULENBERG 1998) und könnte
damit grundsätzlich auch in (Ost-)Deutschland zu finden sein.
Die meisten bayerischen Vertreter sehen sich als Imago äußerst ähnlich. Insbesondere die
Gruppe um Y. padella (LiNNAEUS, 1758) ist weder eidonomisch, noch nach Genitalmerkmalen
sicher bestimmbar (= Y. padella-Komplex). Zu ihr gehören neben Y. padella noch Y. malinellus
ZELLER, 1838, Y. cagnagella (HÜBNER, 1813), Y. mahalebella GUENEE, 1845, und Y. rorrella (HÜBNER,
1796). Entsprechend unterschiedlich wurden diese Taxa in der Fachliteratur behandelt, das
Spektrum reicht von einer polyphagen und polytypischen Art (FriEsE 1960) bis hin zur Unter-
scheidung von fünf isolierten, guten Arten (GERSHENZON 1974). Nach neueren molekularen,
morphometrischen und physiologischen Untersuchungen ist der biologische Artstatus dieser
Taxa jedoch gut belegt (ArDUMO & BurLını 1985; HENDRIKSE 1986, 1988; LÖFSTEDT et al. 1986;
MENKEN 1980, 1982; PovEL 1986, 1987). Sie erhalten unter sympatrischem Vorkommen ihre
genetische Integrität und sind auf verschiedene Nahrungspflanzen spezialisiert (Übersicht und
Diskussion bei MENKEN et al. 1992).
Eine sichere Bestimmung der einzelnen Arten ist daher anhand der Futterpflanzen möglich.
Dies gelingt in der Regel sehr leicht, da die Larven meistens häufig bis sehr häufig und im Juni
anhand charakteristischer Raupengespinste sehr einfach zu entdecken sind (“Gespinstmotten”).
Bei Massenauftreten werden ganze Buschreihen oder Bäume von Prunus padus (durch Y. evony-
mella), Malus (durch Y. malinellus), Euonymus (durch Y. cagnagella) oder Schlehe, Weißdorn und
Weichsel (durch Y. padella) in weiße Gespinste eingehüllt und total entblättert. Derartig einge-
sponnene Pflanzen hat vermutlich jeder schon gesehen; sie regenerieren sich nach Verpuppung
18 NachrbBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
der Raupen wieder komplett. Neben den genannten, typischen Massentieren kommen bzw.
kamen in Bayern jedoch auch weniger bekannte Arten vor, auf die wir in dieser Arbeit besonders
hinweisen und zur eigenen Beobachtung bzw. Nachsuche anregen wollen.
1. Feststellungen von Weidengespinstmotten Yponomeuta rorrella in (Süd-)Bayern
Yponomeuta rorrella ist eine charakteristische Art von Flußauen mit Beständen der Silberweide
(Salix alba). Die Bestimmung der Imagines bereitet zwar Schwierigkeiten, jedoch sind diese
anhand einer charakteristischen, grauen Verdunklung der Vorderflügel gut charakterisiert
(Abb. 1a), die bei den verwandten Arten nur bei manchen Formen von Y. padella auftritt; von
diesen lässt sie sich bei Vorliegen von Vergleichsserien jedoch in der Regel gut durch eine feinere
Punktierung und einen etwas unterschiedlichen Verlauf der grauen Bestäubung unterscheiden.
Der Nachweis des Vorkommens ist sehr einfach, wenn Raupennester gefunden werden. Sie
fallen als lockere, silberweiße Gespinste an den Zweigspitzen von Baumweiden, hauptsächlich
von Silberweiden auf, zumal da sie zumeist nicht vereinzelt vorkommen, sondern gruppenweise
gehäuft oder in Massen, so daß Kahlfraß zustande kommen kann (CHESSER 1990). Um so mehr
überraschte uns, wie wenige Nachweise es von dieser Art für Bayern gibt. Bisher liegen uns
folgende Funde vor (Zusammengestellt von A. SEGERER mit Ergänzungen von J. H. REICHHOLF
und H. KOLBECK):
Oberfranken. Kauernhofen bei Eggolsheim (PrÖsE 1979), Gössweinstein und Naturwaldreser-
vat Buchenhänge bei Langenau (PRÖSE, pers. Mitteilung).
Oberpfalz. Regensburg (Oberer Wöhrd (SCHMID 1887) und Stadtgebiet), Regenufer bei Zeitlarn
(KOLBECK, pers. Mitteilung), Gmünder Au bei Wörth/Donau, Naturschutzgebiet Schutzfelsen
bei Pentling und Beratzhausen.
Schwaben. Augbsurg (FRIESE 1960).
Oberbayern. Steinebach/Wörthsee (FRIESE 1960), Achendamm am Chiemsee bei Übersee,
Moosachniederung südlich Freising, Südrand des Ismaninger Teichgebiets, westlicher Stadt-
rand und (vor 1950) Isarauen im Stadtgebiet von München.
Niederbayern. Siegenburg bei Kelheim (Dürnbucher Forst) und schließlich umfangreiche Vor-
kommen an den Stauseen am unteren Inn, südlicher Landkreis Passau. Diese werden nachfol-
gend genauer behandelt.
Vorkommen von Y. rorrella am unteren Inn
Erstmals bemerkt wurden Gespinste von Y. rorrella am 31. Mai 1981 (REICHHOLF) an den
Silberweiden im Inselgebiet auf der bayerischen Seite des Inn-Stausees Schärding-Neuhaus
(Flußkilometer 25 bis 30, etwa 320 m NN). Die 8 bis 12 m hohen, gruppenweise oder in größeren
Reinbeständen wachsenden Silberweiden trugen die Gespinste in den oberen Hälften der
Kronen vornehmlich an den süd- bis südwest-orientierten Außenästen. Da die Bäume nicht
erreichbar waren, konnte die Richtigkeit der Bestimmung auch noch nicht überprüft werden.
Das gelang zwei Jahre später. Im Juni 1983 waren dort die Gespinste “überall” an den Weiden
zu sehen. Die große Mehrzahl (>90 %) befand sich zwar auch im oberen, südlich exponierten
Kronenbereich, aber es gab beim allgemeinen Massenvorkommen genug Raupennester in er-
reichbar niedriger Höhe.
Mitte Juni maßen die Gespinste etwa 11 cm in der Länge (7-16 cm Streubreite; n=50) und sie
waren mit Raupen von 17-19 mm Länge besetzt (18. Juni 1983), deren Zahl pro Gespinst
bemerkenswert wenig variierte. 25 daraufhin genau untersuchte Einzelgespinste enthielten 9x
je 6 Raupen und die übrigen 16 jeweils 8 oder 9. Bei diesem “geringen Raupenbesatz” fallen die
Gespinste an höheren Silberweiden verständlicher Weise nicht sonderlich auf. Trotz des starken
Befalls im Sommer 1983 kam es jedoch nicht zu Kahlfraß, was allerdings auch damit zusammen-
hängen kann, daß auf den Inseln und Anlandungen der Stauseen am unteren Inn riesige
Silberweiden-Auwälder vorhanden sind (CONRAD-BRAUNER 1994, REICHHOLF 2001).
Aus dem Befallsgebiet bei Reichersberg/Inn wurde am 18. Juni 1983 eine “Stichprobe”
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 19
Abb 1: Imagines (3d) von (a) Yponomeuta rorrella und (b) Y. mahalebella.
entnommen, um über die Zucht zu klären, ob es sich tatsächlich um Y. rorrella handelt. Die
Raupen nahmen nur noch wenig Nahrung zu sich und verpuppten sich nach drei Tagen, am 21.
Juni. Sie waren knapp 20 mm lang geworden. Der Zuchtkasten blieb den äußeren Witterungs-
schwankungen ausgesetzt am Haus. Nach 17 bis 19 Tagen schlüpften die Imagines; die ersten
5 am Abend des 8. Juli, denen 10 am nächsten Morgen und 13 am Morgen des 10. Juli 1983
folgten. Sie befinden sich als Belege in der ZSM.
Aus einer nicht geschlüpften Puppe und einer nicht verpuppten Raupe kamen 3 Raupen-
fliegen mit heraus, die WOLFGANG SCHACHT, Zoologische Staatssammlung München, bestimmte:
Bactromyia aurulenta MEIG. — 15, Bessa paralella MG. — 1%, Eurystahaea scutellaris R.-D. — 1?
(= Discochaeta hyponomeutae ROND.)
Bemerkenswert erscheint dabei der hohe Schlüpferfolg von rund 90 % , nämlich 28 Imagines von
30 Raupen, obwohl die Gespinste recht dünn sind und dadurch keine wirkungsvolle Abwehr
gegen Schlupf- oder Brackwespen und Raupenfliegen abgeben (im Gegensatz zur Traubenkir-
schen-Gespinstmotte Y. evonymella). Es zeigte sich auch, daß das Geschlechterverhältnis normal
ausgeglichen war mit 1689 : 1222, was sich im statistisch zulässigen Rahmen eines 1:1-Verhält-
nisses bewegt. Wie üblich bei Yponomeuta schlüpften die dd vor den etwas größeren ??. Der
Größenunterschied beträgt etwa 1 mm in Körper- und Flügellänge. Die entsprechenden Maße
für die dd sind 8,5 mm Körper- und 11,5 mm “Gesamtlänge” (von der Stirn bis zum Ende der
an den Körper gelegten Flügel); für die ?7 entsprechend 9,5 und 12,5 mm bei jeweils geringer
Variabiliät (Varianzen < Mittel). Insbesondere auch die Dicke des Hinterleibs der Weibchen gab
keinen Anlaß, verminderte Fruchtbarkeit anzunehmen, wie sie nach Massenvermehrungen bei
den Traubenkirschen-Gespinstmotten auftritt (REICHHOLF 1972). Dennoch gab es im darauf
folgenden Sommer 1984 nur noch verspätet wenige Gespinste am 21. Juli und 1985 keine
Weidengespinstmotten mehr am unteren Inn und die nächsten Vorkommen wurden erst wieder
am 8. Juni 1997 im Inselgebiet des Innstausees Egglfing-Obernberg, wiederum an baumhohen
Silberweiden, gefunden. Ein stärkerer Befall kam am unteren Inn erneut im Sommer 2003
zustande.
Auffällige Gespinste hatte es außerdem am 6. Juli 1998 an Silberweiden in der Moosachnie-
derung südlich von Freising sowie direkt am westlichen Stadtrand von München gegeben
(Beginn der Autobahn nach Augsburg-Stuttgart).
Vergleich mit Literaturdaten und Interpretation der Befunde
In Südengland wurde Y. rorrella 1982/1983, und 1988/89 nachgewiesen (EMMET 1990), 1989
kam es in Plantagen der Silberweiden-Unterart Salix alba serotina sogar zu einer Massenentwick-
lung mit Kahlfraß bei einigen der insgesamt zu > 90 % befallenen Bäume (CHESSER 1990). Auch
1990 trat die Weidengespinstmotte in Südengland auf und erneut ein Jahrzehnt später, im
Sommer 1999 (WARNER 2000).
Diese Daten passen bestens zusammen mit den Vorkommen am unteren Inn und den
übrigen bayerischen Funden (s.o.), die sich auf folgende Jahre beziehen: 1949, 1956, 1981, 1983,
20 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
1992, 1995 (2), 1997 (2) und 1998 (3 verschiedene Fundorte). Es waren dies Jahre mit überdurch-
schnittlich warmen Sommern bzw. insgesamt sehr warme Jahre (1990er Jahre). 1983 brachte den
bis dahin heißesten Sommer seit 200 Jahren in Bayern und dieser nahm einen ähnlichen Verlauf
wie der Hitzesommer von 2003.
Ein Zusammenhang mit solchen “Wärmeperioden” in klimatisch begünstigten Gebieten
drängt sich auf - und wird bekräftigt durch die Angaben von KARASEV (1968), der für die
südliche Ukraine als Vorbedingung für die Massenentwicklung von Y. rorrella eine “effektive
Temperatursumme” von 235 Tagesgraden bis zum Beginn der Entwicklung der Raupen ermit-
telt hatte. Das ist ein typisch kontinentales Klima mit kontinuierlicher Temperaturzunahme im
Frühjahr ohne massive Kälterückschläge. Solche bewirken tatsächlich auch bei der Traubenkir-
schen-Gespinstmotte den Zusammenbruch oder einen nachfolgend viel schwächeren Entwick-
lungsgrad bei Massenvermehrungen, insbesondere wenn Spätfröste oder gar Schneefall Ende
April/ Anfang Mai die fressenden Jungraupen treffen, die mit dem Austrieb der Traubenkir-
schen ihre Eihüllen, in denen sie überwintert hatten, verlassen (REICHHOLF 1993). Die Weiden-
Gespinstmotte ist daher in sehr ausgeprägtem Maße eine “kontinentale Art” und sie verhält sich
erwartungsgemäß “konservativer” als ihre Hauptfutterpflanze, die Silberweide (Koo1 et al.
1987). Ihr Kernareal bilden die Ufer und Auen der (großen) Tieflands-Flüsse und -Ströme des
Ostens und an dieses Klima sind die Weiden-Gespinstmotten offenbar angepaßt. Ihr starkes
Fluktuieren stellt daher wahrscheinlich eine Folge der entsprechenden Fluktuationen der Früh-
jahrs- und Sommerwitterung dar und hat wenig oder nichts zu tun mit dem Grad der Parasi-
tierung, der in der untersuchten Stichprobe vom unteren Inn tatsächlich auch mit weniger als
10 % sehr gering ausgefallen war!
2. Zum Vorkommen der Steinweichsel-Gespinstmotte (Y. mahalebella) in Bayern
Y. mahalebella ist eine ausgeprägt wärmeliebende, vorwiegend südeuropäisch verbreitete Art,
die unseres Wissens bisher aus Deutschland nicht gemeldet wurde (AGAssız & FRIESE 1996;
Aronso 1999; GAEDIKE & HEINICKE 1999). Ihre Larven leben monophag an Prunus mahaleb
(Steinweichsel). Da diese Pflanze nicht von anderen Gespinstmotten befallen wird, ist der
Nachweis von Larven diagnostisch.
Mit einer rein weißen Vorderflügelgrundfarbe, rein weißen Vorderflügelfransen und einer
erheblichen Flügelspannweite (19-26 mm) gleicht sie Y. cagnagella, einer an Pfaffenhütchen (Euo-
nymus europaeus) lebenden, massenhaft auftretenden Art, von der sie äußerlich nicht unter-
scheidbar ist (Abb. 1b). Im Unterschied dazu haben Y. rorrella und die meisten Stücke von
Y. padella einen gräulichen Einschlag in den Vorderflügeln; Y. malinellus ist im Schnitt wesentlich
kleiner (Spannweite: 20-23 mm) und hat (wie auch Y. padella) meist graue VFI-Fransen. Wenig
bekannt ist, dass sich die dd von Y. mahalebella anhand der Genitalien eindeutig bestimmen
lassen: sie besitzen eine deutliche Einkerbung im Sacculus, die bei Y. cagnagella und den anderen
Arten fehlt oder nur angedeutet vorhanden ist (Abb. 2a,b). Der Praxiswert all dieser Merkmale
ist allerdings relativ, da es in Anbetracht der Massenvorkommen von Y. cagnagella unsinnig ist,
Freilandfänge verdächtiger Tiere durch Genitaluntersuchung zu erhärten, während der Nach-
weis über das Raupenstadium so einfach gelingt.
Interessanterweise gibt es zwei historische Literaturquellen, die Y. mahalebella für das baye-
rische Donautal anführen. So schreibt SCHMID (1887: 113) über die Raupe der damals nicht
unterschiedenen Y. malinellus: “in grauen Gespinnsten auf Aepfelbäumen [sic], wo sie das
Blattmark verzehrt; auch Prunus Mahaleb wird von ihr bewohnt.”
Auch im “Regensburger Raupenkalender” (SCHMID 1892: 140) wird die Larve von “Y. malı-
nellus” für den Monat Juni von Prunus mahaleb angegeben. Beide Quellen sind als absolut
zuverlässig und glaubwürdig zu betrachten (SEGERER 1997).
In dem unveröffentlichen handschriftlichen Manuskript SÄrzıs ([1949]) über die Klein-
schmetterlinge der Regensburger Umgebung findet sich der Hinweis: “N.[ach] ScHM.[1p] auch
auf Prunus mahaleb“; hieraus ist zu ersehen, daß SÄLZL selbst keine Funde an dieser Pflanze
machte.
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 21
a b
Abb 2: 3 Genitalapparat von (a) Y. mahalebella (PräpNr. AHS 03/002) und (b) Y. cagangella (Präp. Nr.
AHS 03/004); Mafßsstab: 0,5 mm.
In den Sammlungsbeständen der ZSM konnten keine bayerischen Belegstücke ausfindig
gemacht werden; ein einzelnes Tier aus der coll. FRANK (Regensburg) ist verdächtig, jedoch ohne
Fundortangaben.
Nunmehr erhebt sich die Frage nach möglichen rezenten Vorkommen im bayerischen
Verbreitungsgebiet der Steinweichsel, das sich hauptsächlich auf das Donautal um Regensburg,
das östliche Altmühltal, sowie das Tal der fränkischen Saale erstreckt (SCHÖNFELDER & BRESINSKY
1990). Eine in den letzten Jahren durchgeführte Nachsuche nach Gespinsten im Raum Regens-
burg und Kelheim Anfangs Juni blieb bisher erfolglos; einzig an einem einzelnen Busch bei
Kelheimwinzer wurden am 7.6.1997 verdächtige, jedoch kleine Gespinste gefunden, die aber
keine Larven oder Puppen enthielten. Ihre Herkunft ist somit nicht zweifelsfrei und ein defini-
tiver Beweis aktuellen Vorkommens steht noch aus. Die Art mußte daher für die neue Rote Liste
der gefährdeten Tierarten Bayerns in die Kategorie 0 aufgenommen werden (Ausgestorben oder
verschollen; PRÖSE et al. 2004, im Druck).
Nach den hier vorgestellten Beobachtungen und Befunden sollte der heiße Sommer 2003
sowohl der Weiden- als auch der Steinweichsel-Gespinstmotte sehr zuträglich gewesen sein und
ihre Ausbreitung gefördert haben. Das wird sich 2004 zeigen, wenn des Frühjahr günstig
verläuft. Wir bitten an dieser Stelle alle interessierte Entomologen um Mitarbeit, nach den leicht
sichtbaren Gespinsten dieser interessanten Arten Ausschau zu halten und eventuelle Nachweise
an die Autoren weiterzumelden.
Danksagung
Wir danken Helmut KoLBEck (Weng) und Herbert Pröse (Hof/Saale) für die Mitteilung von Fundda-
ten zu Y. rorrella und der Regierung der Oberpfalz (Höhere Naturschutzbehörde) für die Erteilung von
Ausnahmegenehmigungen für Untersuchungen in Naturschutzgebieten.
Zusammenfassung
Wir berichten über zwei thermophile, wenig bekannte Gespinstmottenarten (Yponomeutidae) in
Bayern. Yponomeuta rorrella (gattungsmonophag an Salix) ist eine kontinentale Art warmer Flußauen
und zeigt in Korrelation mit der Witterung starke jährliche Bestandsschwankungen. Die süd-
22 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
europäische Y. mahalebella (monophag an Prunus mahaleb) ist nach glaubhaften historischen Literatur-
belegen Ende des 19. Jahrhunderts in Mittelbayern aufgetreten, rezentes Vorkommen konnte aller-
dings bisher nicht verifiziert werden. Beide Arten könnten von dem außergewöhnlich warmen
Sommer 2003 profitiert haben. Es werden Angaben zu Nachweismethodik, Identifizierung und Aut-
ökologie der beiden Arten gemacht, mit der Bitte um Weiterleitung eventueller Funde an die Autoren.
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Anschrift der Verfasser:
Dr. Andreas H. SEGERER und Prof. Dr. Josef H. REICHHOLF
Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstr. 21
D-81247 München
E-Mail: Andreas.Segerer@zsm.mwn.de; Reichholf.Ornithologie@zsm.mwn.de
24 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
21. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Koleopterologen
zusammengestellt von Jürgen SCHMIDL & Heinz BUSSLER
Drei Jahre nach Erscheinen des letzten Beitrags (GERSTMEIER 2000) setzen wir diese für die
Faunistik der bayerischen Coleopteren so wichtige Berichtsreihe fort. Verbunden damit ist der
Aufruf an die in Bayern tätigen Käferkundler, ihre Nachweise bemerkenswerter, gefährdeter
oder neuer Käferarten in Bayern den Autoren (Adressen untenstehend) mitzuteilen, soweit
diese Daten nicht für eine separate Publikation vorgesehen sind.
Bereits in der Vergangenheit sind die Meldungen dieser Berichtsreihe als Grundlagendaten
für die bayerische Faunistik (z.B. GEISER 1994, GEISER & KÖHLER 1998, SCHMIDL 2002, SPRICK et al.
2003) und die Erarbeitung der Roten Listen der gefährdeten Käfer Deutschlands und Bayerns
herangezogen worden (u.a. GEISER 1992, 1998). Verwiesen sei an dieser Stelle auf die Ende 2003
erscheinende neue Rote Liste Bayerns (LfU 2003 bzw. SCHMIDL, BUSSLER & LORENZ 2003), in der
erstmals alle Käfergruppen bearbeitet sind und deren fundierte Fortschreibung ein wichtiges
Ergebnis der Arbeit der bayerischen Koleopterologen ist.
Zahlreiche faunistisch und artenschutzfachlich bedeutsame Nachweise “schlummern” je-
doch noch in den Sammlungen von Entomologen, denen wegen anderem Arbeitsschwerpunkt
der Wert ihrer Nachweise oft nicht bewusst ist. Ebenso liegt mit der Zunahme der Verwendung
von verschiedenen Käfergruppen (Laufkäfer, Wasserkäfer, xylobionte, coprophage und phyto-
phage Käfer) in landschaftsökologischen Fragestellungen auch eine beachtliche Datenmenge
über diese Gruppen vor, die jedoch zumeist (als “Grauliteratur” wie Abschlußberichte, Gutach-
ten, Vorträge etc.) für die Faunisten nicht oder nur schwer verfügbar ist. Wir würden uns
wünschen, für die vorliegende Berichtsreihe solche Faunenlisten vermehrt auswerten zu kön-
nen. Neben der Veröffentlichung dieser Daten kann hier auch die Überprüfung kritischer Arten
(z.B. durch Vermittlung kooperierender Spezialisten) angeboten werden kann.
Die bayerische Käferfauna scheint noch lange nicht vollständig bekannt zu sein. Die von
Herrn Dr. SCHMIDT in den montanen Bereichen des Fichtelgebirges getätigten Neu-Nachweise
für die deutsche oder bayerische Fauna belegen eindrucksvoll den Reiz und die Notwendigkeit
einer systematischeren Bearbeitung auch bisher wenig besammelter Biotoptypen und Regionen.
Ein besonderer Hinweis gilt hier auch den Ausbeuten von neuen oder von Koleopterologen
seltener angewendeten Methoden. Durch den Einsatz von Baumkronen-Eklektoren oder Baum-
kronenbenebelung (vgl. FLOREN & SCHMIDL 1999, 2003) sowie durch Schwerpunktuntersuchun-
gen mit diesen Methoden in besonders “biodiversen” Lebensräumen wie Mittelwäldern (Buss-
LER 1995, BUSSLER & SCHMIDL 2001), Auwäldern (BussLER 1995) oder den Donauleiten (SCHMIDL
1999) konnten zahlreiche bemerkenswerte Nachweise geführt werden. Ebenfalls sehr überra-
schende Ergebnisse liefert der von den Coleopterologen wenig berücksichtigte Lichtfang. Pilot-
projekte mit “Methodenmix” (vgl. BUSSLER, MÜLLER & SIMON 2003) durch das Landesamt für
Umweltschutz (Augsburg) in Mittelwäldern Frankens und durch die Bayerische Landesanstalt
für Wald und Forstwirtschaft (Freising) in Eichenwäldern Frankens (Rothenbuch/Spessart,
Naturwaldreservat Eichhall) sind hierbei besonders hervorzuheben. Es ist davon auszugehen,
dass bei künftig verstärkter Berücksichtigung dieser neueren Methoden und des Kronenraumes
noch wertvolle Erkenntnisse zur Verbreitung und Gefährdungssituation der bayerischen Käfer
gewonnen werden können, die auch an dieser Stelle präsentiert werden sollen.
Zum vorliegenden Beitrag wurden Daten folgender Koleopterologen verwendet (vorange-
stellt die im speziellen Teil verwendeten Abkürzungen), denen hiermit gedankt sei:
HB Heinz BussLer, Feuchtwangen
HH Hermann Hacker, Staffelstein
JM Jörg MÜLLER, Oberappersdorf
JS Jürgen SCHMIDL, Nürnberg
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 25
US Udo SCHMIDT, Selbitz
HS Hans-Peter SCHREIER, Geisenfeld
RL-Angaben beziehen sich auf die neue Rote Liste der Käfer Bayerns 2003 (s.o.). Soweit nicht
anders vermerkt, erfolgte die Bestimmung durch den Sammler. NWR = Naturwaldreservat,
NSG = Naturschutzgebiet.
Nachweise
Ptilidae: Federflügler
Acrotrichis cognata (MATTH.): Zahlreiche Nachweise durch US in der Umgebung von Selbitz
(Föhrigbachtal, Rothleiten, Dietscha-Tal, Hüttung 23.4., 25.7., 5.8.2000, 24.3., 3.5., 17.7., 2.8.,
22.9., 3.10.2001, 13.6., 12.7., 13.7., 2.8.2002) und im Saaletal bei Joditz (2.8.2001, 22.4.2002),
Hirschberg (30.8.2002) und Saalenstein (2.5.2002). (RL 3)
Staphylinidae: Kurzflügler
Atheta zosterae (THOMS.): Fünfzehn Nachweise durch US von faulenden Teichpflanzen eines
Teichufers im Föhrigbachtal, Selbitz Lkr. Hof, ganzjährig von 9.12.1999 bis 9.4.2002. (RL G)
Coryphium angusticolle STEPH.: je 1 Ex. in Bodenstreu von Nadelwald am Waldstein, Fichtelgebir-
ge Umg. Weißenstadt, 3.4., 2.11. und 1.12.2001, leg. US.
Deinopsis erosa (STEPH.): je 1 Ex. Selbitztal und Föhrigbachtal bei Selbitz, im Genist und Bach-
schotter, 28.3.2001 und 11.8.2002, leg US.
Gabrius astutoides (STRAND): 1 Ex. Föhrigbachtal bei Selbitz, Bachufer-Genist, 1.5.2000, leg. US.
Gabrius bishopi SHP.: 1 Ex Jöslein Neudrossenfeld, Kulmbach, 9.7.1991, leg. US.
Leptusa laevicauda SCHEERP.: Fichtelgebirge, Schneeberg 1000 mNN, Umg. Bischofsgrün,
16.11.2000 (3 Ex., vid. M. KAHLEN) und 16.2.2001 (26 Ex.); Fichtelgebirge, Waldstein 850 m
NN, Umg. Weißenstadt, 13.3.2001 (1 Ex.) und 1.12.2001 (3 Ex.), alle aus Nadelwald-Bodens-
treu, leg US. Wiederfund für Bayern. (RL 0)
Leptusa gaisbergeri KAHLEN ET PACE: 16 Ex. Fichtelgebirge, Schneeberg 1000 m NN, Umg. Bi-
schofsgrün Lkr. Wunsiedel, aus Nadelwald-Bodenstreu gesiebt, 16.11.2000, vid. M. KAHLEN,
leg US. Neu für Deutschland.
Ocalea concolor Kıesw.: 4 Ex. Höllental Lichtenberg Lkr. Hof, aus Genist, 20.3.2001, leg. US.
Oxypoda bicolor Muıs.Rey: Fichtelgebirge, Schneeberg 1000 mNN, Umg. Bischofsgrün, 16.11.
2000 (1 Ex., vid. W. ApFEL) und 16.2.2001 (1 Ex.); Fichtelgebirge, Waldstein 850 m NN, Umg.
Weißenstadt, 13.3.2001 (3 Ex.), 3.4. 2001 (2 Ex.) und 1.12.2001 (6 Ex.); Wolfstein, Selbitz, Lkr.
Hof, 630 mNN, 21.2.2001 (2 Ex.); alle aus Nadelwald-Bodenstreu, leg. US.
Quedius plagiatus MANNH.: 1 Ex., unter Kiefernrinde Föhrigbachtal Selbitz Lkr. Hof, 11.7.2001; 1
Ex. unter Buchenrinde Thiemitztal Schwarzenbach a.W., Lkr. Hof, 25.6.2002; alle leg. US.
(RL 3)
Quedius vexans EpPpH.: 1 Ex. Dietscha-Tal Selbitz, Lkr. Hof, 15.10.1999, leg. US.
Xantholinus semirufus RTT.: 1 Ex. Breitenlesau bei Waischenfeld, Lkr. Bayreuth, 4.8.1991, leg. US.
Syntonium aeneum (MüÜtL.): aus Bodenstreu 1 Ex. Waldstein 850 mNN Fichtelgebirge Umg.
Weißenstadt, Lkr. Wunsiedel, 13.3.2001, leg. US.
Stenus montivagus HEER: 1 Ex. aus Bodenstreu, Fichtelgebirge, Waldstein 850 m NN, Umg.
Weißenstadt, 13.3.2001, leg. US.
Stenus lustrator ER.: je 1 Ex. Flussufer Regnitztal, Regnitzlosau, Lkr. Hof, 19.3.2000, und aus
Grashaufen Föhrigbachtal, Selbitz, Lkr. Hof, 15.7.2000; leg US.
Aleochara maculata Brıs.: aus Kuhdung Dietscha-Tal Selbitz, Lkr. Hof, leg. US. (RL 3)
26 NachrbBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Pselaphinae: Palpenkäfer
Tyrus mucronatus PAanz: 1 Ex. Waldstein (Fichtelgebirge) Umg. Weißenstadt, im Buchenmulm,
13.3.2001; 1 Ex. Burgberg Kulmbach, unter Buchenrinde, 18.4.2002; leg. US. (RL V)
Lycidae: Rotdeckenkäfer
Benibotarus taygetanus (Pıc): 1 Ex. Juli 2003, Fränkischer Jura, Umg. Dollnstein, Hagenacker,
Eklektorfang in Buchenwindwurffläche, leg. HB. (RL 1)
Pyropterus nigroruber (DEG.): 1 Ex. Föhrigbachtal Selbitz, Lkr. Hof, 30.6.2000, leg. US.
Omalisius fontisbellaqguaei FOURCR.: 1 Ex. Dietscha-Tal Selbitz, Lkr. Hof, 15.7.1999, leg. US.
Cantharidae: Weichkäfer
Malthodes fibulatus Kıesw.: 4 Ex. 21.5.2002, Umg. Uffenheim, Buchholz, leg. HB, det. F. Bretzen-
dorfer, Wiederfund für Bayern. (RL G)
Melyridae: Wollhaarkäfer
Trichoceble memnonia (KıEsw.): 2 Ex., Juni 2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, Kroneneklektorfang
in Alteichen, leg. HB. (RL 3)
Elateridae: Schnellkäfer
Ampedus sinuatus GERM.: 1 Ex. 16.5.2001, Umg. Burghausen, Neuhofen, an anbrüchiger Silber-
weide, leg. HB. (RL 2)
Ampedus forticornis SCHWARZ: 4 Ex. 3.4.2002, Umg. Markt Bibart, Dornheim; 1 Ex. 3.5.2002, Umg.
Rothenburg o.d.T., Steinbachtal. Die Exemplare aus Dornheim wurden in einer herab gebro-
chenen Eichenkrone hinter der harten Innenwand einer Spechthöhle im weißfaulen Holz in
der Puppenwiege gefunden, leg. et gen. det. HB. (RL D)
Ischnodes sanguinicollis (PANZ.): 1 Ex. 8.6.1980, Umg. Ansbach, Weidenbach-Triesdorf, leg. HS,
det. HB. 1 Ex Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donauleiten), Lkr. Regensburg, mittels
Eklektor vor vermulmter Buche, Juni 1999, leg. JS. (RL 1)
Elater ferrugineus L.: 1 totes Ex. 29.1.2002, Rothenbuch, Eichhall und 5 Larven 11.11.2003, Ro-
thenbuch, Heisterblock, jeweils in “Eremiten-Eichen”, leg. HB. (RL 2)
Denticollis rubens Pır..Mitt: 1 Ex. Juni 2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, Eklektorfang; 4 Ex.
2.6.2003, Bad Staffelstein, Tiefental, Lichtfang, leg. H. Hacker, det. HB. (RL 2)
Crepidophorus mutilatus (ROSH.): 4 Larven 29.1.2002 in Spechthöhlen Handfang und 1 Ex.
12.6.2003 Eklektorfang, Rothenbuch, NWR Eichhall, det. HB. (RL 1)
Dermestidae: Speckkäfer
Attagenus punctatus (ScoP.): 1 Ex. 18.5.2003, Umg. Sugenheim, Ezelheim, von Weißsdorn unter
einer Huteiche geklopft, leg. HB. (RL 2)
Eucnemidae: Schienenkäfer
Rhacopus sahlbergi (MANNH.): 2 Ex. 17.6.2002, Umg. Uffenheim, Buchholz, Lichtfang in Eichen-
krone, leg. HH, det. HB. (RL 1)
Hylis procerulus (MANNH.): 1 Ex. Umg. Dingolfing, Reisbach, Juni 2003, Eklektorfang an anbrü-
chiger Stieleiche, leg. HB. (RL 1)
Xylophilus corticalis (PAYK.): 2 Ex. Juli 2001, Umg. Übersee/ Chiemsee, Osterbuchberg, Eklektor-
fang an Silberweide im Auwald des Tiroler Achen, leg. HB. (RL 2)
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 27
Erotylidae: Pilzkäfer
Triplax aenea (SCHALL.): 1 Ex. 18.9.2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, an Rotbuche mit Fruchtkör-
pern von Pleurotus pulmonarius Fr., leg. HB. (RL 3)
Triplax lepida (FALD.): 5 Ex. 31.7.2003, Rothenburg o.d.T., NWR Schweinsdorfer Rangen, leg. HB
an Buchenholzpilz. (RL 2)
Laemophloeidae: Halsplattkäfer
Laemophloeus kraussi (GANGLB.): 1 Ex. 5.6.2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, leg. JM, det. HB.
Sonstige rezente Funde der Art sind nur noch aus dem Kehrenberggebiet bei Bad Winds-
heim bekannt. (RL 1)
Notolaemus castaneus (ER.): 1 Ex. (in Eklektor) Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donaulei-
ten), Lkr. Regensburg, Juni 1999, leg. JS. 2 Ex. 3.6.2003, Umg. Markt Bibart, geklopft von
Eichenästen, leg. HB. 1 Ex. Sandkiefern-NWR Grenzweg, Altdorf, Lkr. Nürnberger Land,
durch Kronenbenebelung, leg. JS. (RL 1)
Mycetophagidae: Baumschwammkäfer
Mycetophagus fulvicollis F.: 1 Ex. Mai 2003, Umg. Sugenheim, Krassolzheim, Eklektorfang in
einem Eichenhutewald, leg. HB. (RL 1)
Endomychidae: Stäublingskäfer
Mycetina cruciata (SCHALL.): 1 Ex. Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donauleiten), Lkr. Re-
gensburg, 14.6.1999, leg. JS. 2 Ex. Höllental Lichtenberg Lkr. Hof, Mischwald, unter verpilz-
tem Fichtenholz, 14.6.2002, und 1 Ex. Dorschenmühle, Lichtenberg Lkr. Hof, 17.6.2002, leg
US. (RL 2)
Colydiidae: Rindenkäfer
Synchita separanda (RTT.): 2 Ex. 22.7.2003, Nationalpark Berchtesgaden, St. Bartholomä, unter der
Rinde einer stehend abgestorbenen Rotbuche in einer Lawinenfläche, leg. HB. (RL 1)
Aulonium trisulcum (FOURCR.): 1 Ex. 20.8.2002, Umg. Uffenheim, Buchholz, Lichtfang in Altei-
chenkrone, leg. HH, det. HB. (RL 1)
Anobiidae: Nagekäfer
Gastrallus knizeki ZAHRADNIK: 8 Ex. 28.4.1995, Umg. Heilsbronn, Wicklesgreuth, gezüchtet aus
Tannenmistel, leg. et gen. det. HB. Neu für Bayern.
Xyletinus longitarsis JANSS.: 2 Ex. gen. det. Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donauleiten),
Lkr. Regensburg, mittels Eklektor vor besonnter “Kümmereiche”, Juni 1999, leg. JS. 1 Ex. Juni
2002, Umg. Uffenheim, Buchholz, Eklektorfang an Oberholzeiche, leg. HB. Neu für Bayern.
(RL 1)
Salpingidae: Scheinrüssler
Salpingus aeneus (OL.): 1 Ex. Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donauleiten), Lkr. Regens-
burg, von Eichenästen geklopft, 14.6.1999, leg. JS. 5 Ex. 9.10. und 12.10.2001, Umg. Bad
Windsheim, Ergersheim, geklopft von Eichenästen in einem Hutewald sowie 2 Ex. Umg.
Iphofen, Birklingen Mai 2002, in Kroneneklektoren an Eiche, leg. HB. (RL 1)
Aderidae: Baummulmkäfer
Euglenes pygmaeus (DEG.): 3 Ex. Juli 2003, Umg. Uffenheim, Buchholz, Lichtfang, erster sicherer
Nachweis aus Bayern, leg. HH, det. HB (RL).
28 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Tetratomidae: Keulendüsterkäfer
Tetratoma desmarestii LATR.: 2 Ex. September 2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, Eklektorfang,
det. HB. Wiederfund für Bayern. (RL 0).
Melandryidae: Düsterkäfer
Abdera quadrifasciata (CURT.): 2 Ex. Juli 2002, Umg. Iphofen, Birklingen, Kroneneklektorfang an
Eiche, det. HB. (RL 3)
Phloiotrya vaudoueri Muts.: 1 Ex. Scheuchenberg Sulzbach a.d. Donau (Donauleiten), Lkr. Re-
gensburg, mittels Lichtfang, 14. 6.1999, leg. JS. 3 Ex. 15.7.2003, Rothenbuch, NWR Eichhall,
Lichtfang in Eichenkrone, leg. HH, det. HB. (RL 2)
Tenebrionidae: Schwarzkäfer
Mycetochara linearis (ILL.): 1 Ex. Erlensumpf Umg. Forstlahm, Kulmbach, 6.6.1976, leg. US.
Alphitophagus bifasciatus (Say.): mehrere Ex. aus Kompost, Heuresten und faulenden Teichpflan-
zen der Umg. Selbitz, Lkr. Hof: Föhrigbachtal 18.7.1976 und 27.6.2001, Dietscha-Tal 3.5.2001;
alle leg. US.
Trogidae: Erdkäfer
Trox perrisii FAIRM.: 1 Ex. April 2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, in Kroneneklektor an Alteiche,
det. H. Bussler. Wiederfund für Bayern. (RL 0)
Scarabaeidae: Blatthornkäfer
Rhyssemus germanus (L.): 1 Ex. Föhrigbachtal, Selbitz, in Nadelwald unter Reisig, 1.4.2000, leg. US.
Protaetia aeruginosa (DRURY): Schmausenbuck und Tiergarten Nürnberg, 3.6., 24.7., 21.8. 2002,
und Irrhain Kraftshof, Nürnberg, Aug. 2002, alle leg. JS mit Kroneneklektoren in anbrüchi-
gen Eichen. Fragmente in einer gefällten Linde des Friedhofes von Burgbernheim im August
2003, vergesellschaftet mit Protaetia lugubris (Hbst.) und Osmoderma eremita (Scop.), leg. HB.
(RL2)
Osmoderma eremita (SCOP.): Viele Larven- und Fragmentfunde in Rothenbuch/ Spessart im soge-
nannten “Heisterblock” 2001-2003, leg. HB. An allen Fundstellen im Spessart wird die
Weißfäule, die zur Mulmhöhlenbildung führt, durch den Eichen-Mosaik-Schichtpilz (Xylo-
bulus frustulatus Persoon: Fries) verursacht (det. H. Loy). Rothenburg o.d.T., Endsee, 2003
Kotpellets und Fragmente in einer alten, eingewachsenen Mittelwaldeiche, leg. HB. Drei
weitere Wieder- bzw. Neunachweise wurden im Rahmen des Projektes “Reichswaldeichen”
(SCHMIDL 2003) im Bereich des Forstamtes Nürnberg geführt: Schmausenbuck Nürnberg,
Alteichen um Aussichtsturm, Juni-Juli 2002, mehrere Ex. vid. JS. Irrhain Kraftshof Nürnberg,
Fragmente in Alteiche Juni-Juli 2002. Wasserwerk Erlenstegen, Nürnberg, ein Ex. vid. JS Juni
2002. Eine projektbezogene Führung im Tiergarten Nürnberg erbrachte Flügeldeckenreste in
alter vermulmten Eiche vor Löwengehege, aber keine Kotpellets im Mulm. Dies wird als
Wiederbesiedlungsversuch einer vor Jahrzehnten “sanierten”, sprich sterilisierten Alteiche
interpretiert, Juni 2003, leg JS. (RL 2)
Gnorimus variabilis (L.): Fragmentfunde 14.6.1997, Umg. Rothenburg o.d.T., Steinbachtal, in
Kopfeichen, leg. HB. (RL 1)
Lucanidae: Hirschkäfer
Ceruchus chrysomelinus (HOCHENW.): 2 Ex. 26.4.2003, Rothenbuch, NWR Eichhall, leg. HB. (RL 2)
Aesalus scarabaeoides (PANZ.): Umg. Bad Windsheim, Ickelheim, 2002-2003, 3 Ex. ex larva aus
weißfaulem Eichenstock im Mittelwald, leg HB. 1 Ex. 8.7.2002, Iphofen, Birklingen, Lichtfang
im Mittelwald, leg. HS, det. HB. Wiederfund nach fast 150 Jahren in Nordbayern. Rezente
Funde in Bayern nur noch aus dem NSG “Seeholz” am Ammersee bekannt. (RL 1)
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 29
Brachyta interrogationis (GOEZE): Auf Geranium sylvaticum an drei Standorten im Lkr. Hof: Cul-
mitztal Naila 18.5.1999 (zahlreich) und 1.6.2002 (2 Ex.); Föhrigbachtal Selbitz, 21.5.1999
(vereinzelt); Umg. Schwimmbad Lichtenberg, 2.6.2002 (2 Ex.); alle leg. US. (RL 1)
Anoplodera sexguttata (F.): 1 Ex. Aufseßtal Fränkische Schweiz, Umg. Wüstenstein, 27.6.1997, leg
US. (RL 3)
Leptura aurulenta F.: Fragmente 2002, 1 Ex. 7.7.2003, Rothenbuch, NWR Eichhall. Der Heister-
block im Spessart ist der einzige bekannte Fundort der Art in Bayern, leg. HB. (RL 2)
Pogonocherus ovatus (GOEZE): 2 Ex. 3.8.2003, Umg. Inzell, Kronenbenebelung an Weißtanne,
vergesellschaftet mit Epuraea muehli Rtt., leg. JS, det. HB. (RL 1)
Chrysomelidae: Blattkäfer
Cryptocephalus quinquepunctatus (ScoP.): Fischbachau Miesbach, an Weide, 12.6.1993, leg US.
(RL 2)
Chrysolina orichalcia (Mürr.): Giechburg Scheßlitz, Lkr. Bamberg, 1.7.1975, leg. US.
Scolytidae: Borkenkäfer
Trypophloeus asperatus (GYLL.): 1 Ex. 20.7.2002, Umg. Uffenheim, Buchholz, Kronenbenebelung,
leg. JS, det. HB. Wiederfund nach über 100 Jahren. (RL 0)
Curculionidae: Rüsselkäfer
Gasterocercus depressirostris (F.): 1 Ex. 14.6.2002, Umg. Bad Windsheim, Ergersheim, an einer
abgestorbenen Huteiche. Umg. Markt Bibart, 8 Ex. Juni-Juli 2003 Eklektorfang an einer
absterbenden Huteeiche. Alle leg. HB. (RL 1)
Literatur
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- - 2003: Die Mulmhöhlen-bewohnende Käferfauna alter Reichswald-Eichen. Artenbestand, Gefähr-
dung, Schutzmaßnahmen und Perspektiven einer bedrohten Käfergruppe. - Unveröff. Gutachten
im Auftrag des Bund Naturschutz Kreisgruppe Nürnberg.
SCHMIDL ]J., BUSSLER H. & LORENZ W. (2003, im Druck): Die Rote Liste gefährdeter Käfer Bayerns im
Überblick. - Schriftenreihe LfU Bayern, Heft 166.
Anschrift der Verfasser:
Dr. Jürgen SCHMIDL
AG Ökologie, Landschaft & Naturschutz
Institut für Zoologie 1, Universität Erlangen-Nürnberg
Staudtstr. 5
D-91058 Erlangen
E-Mail: jschmidl@biologie.uni-erlangen.de
Dipl.-Ing. Heinz BUSSLER
Am Greifenkeller 1
D-91555 Feuchtwangen
E-Mail: hb@xylobiom.de
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 31
Kurze Mitteilungen
Lasiocampa terreni (HERRICH-SCHÄFFER, 1847) — neu für Europa
(Lepidoptera, Lasiocampidae)
Rudolf OSWALD
Abstract
Six specimens of Lasiocampa terreni (HERRICH-SCHÄFFER, 1847) were collected by the author on the Greek
island of Samos. The species is new for the fauna of Europe. Some literature references of the 20%
century are briefly discussed.
Während eines Urlaubes auf der griechischen Ägäisinsel Samos konnten an einem beleuchteten
Schaufenster einer Hotelanlage, ca. 2 km vom Ort Pythagorio entfernt, am 29.9.2002 vier Männ-
chen und am 6.10.2002 ein weiteres Männchen von Lasiocampa terreni (HERRICH-SCHÄFFER 1847)
festgestellt werden. Außerdem wurde am 6.10.2002 auf einer Straße im Ort Pythagorio ein
Weibchen dieser Art tot aufgefunden; es war offensichtlich während der Nacht von einem Auto
erfasst worden. Die Belegstücke entsprechen exakt der Abbildung in LEWANDOWSKI & FISCHER
(2002).
In dem 1987 erschienenen Werk “Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis” von DE
FREINA und WITT sowie in der 1996 erschienenen Checkliste “The Lepidoptera of Europe” von
KARSHOLT & RAZOWSKI ist Lasiocampa terreni nicht aufgeführt. SPULER (1908) gibt als Verbreitungs-
gebiet “die europäische Türkei (und durch Kleinasien bis Syrien)” an, Sertz (1913) nennt Türkei
und Kleinasien bis Palästina und Syrien als Heimat dieser Art. Nachdem bislang Belegexemplare
und genaue Ortsangaben zu vorgenannten Angaben nicht gefunden und bis 2002 keine Funde
aus Europa bekannt wurden, liegen mit den sechs Exemplaren aus Samos erstmals gesicherte
Beweise für das Vorkommen dieser Art in Griechenland und Europa vor.
Für die Mithilfe und Hinweise bei Erstellung dieses Berichtes bedanke ich mich bei A.
HAUSMANN, Zoologische Staatssammlung München, und bei S. LEWANDOwsKI, München, für die
Erstellung eines Genitalpräparates.
Literatur
DE FREINA, J. & Witt, T. 1987-1990: Die Bombyces und Sphinges der Westpalearktis. — Edition For-
schung und Wissenschaft, München.
KARSHOLT, O. & Razowskı, J. 1996: The Lepidoptera of Europe. — Apollo Books Aps., Stenstrup,
Denmark.
LEWANDOWSKI, S. & FISCHER, K-H. 2002: Beitrag zur Schwärmer- und Spinnerfauna von Zypern, sowie
eine Übersicht der bisher bekannten Arten (Lepidoptera) — Ent. Z. Stuttgart 112 (9): 264-272.
SEITZ, A. 1913: Die Gross-Schmetterlinge der Erde 2. Band - Verlag des Seitz‘schen Werkes (Alfred
Kernen), Stuttgart.
SPULER, A. 1908: Die Schmetterlinge Europas, I. Band - E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung
Stuttgart.
Anschrift des Verfassers:
Rudolf OswALD, Hufnagelstraße 11, D-80686 München
32 NachırBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Fliegenschwärme im südbayerischen Seengebiet
(Diptera: Chloropidae)
Marion KOTRBA
Jahr für Jahr werden einzelne Gebäude im Münchner Umland von riesigen Schwärmen der
Gemeinen Rasenhalmfliege, Thaumatomyia notata (Diptera, Chloropidae), heimgesucht. Die etwa
2 mm kleinen gelblichen Fliegen gleichen auf den ersten Blick der Essig- oder Taufliege Droso-
phila. Jeden Herbst suchen die oft mehrere Millionen Individuen umfassenden Fliegenschwärme
die gleichen Häuser auf, dringen in sie ein, um zu überwintern, und tummeln sich im Frühjahr
erneut in Massen an den Wänden, bevor sie zur weiteren Vermehrung ins Umland ziehen.
Dat die Belastung für die Bewohner betroffener Gebäude unzumutbar werden kann, ist
leicht vorstellbar. Eine ursächliche Bekämpfung der unerträglichen Fliegenschwärme ist jedoch
bis heute nicht gefunden. Da abgesehen von der Minderung der Wohn- und Lebensqualität kein
ernsthaftes Gesundheitsrisiko entsteht, es sich also nur um “Lästlinge” und nicht um “Schädlin-
ge” handelt, verhallten alle Hilferufe von Bewohnern und Besitzern bisher ungehört bei den
Behörden.
Dabei sind derartige Massenauftreten von Thaumatomyia notata über Deutschlands Grenzen
hinaus weit verbreitet und seit Jahrhunderten bekannt und beschrieben. Beispielsweise wurden
einmal im Zuge einer Bekämpfungsmaßnahme in Pforzheim 35 Liter dieser Tiere eingesammelt,
was einer Individuenzahl von etwa 12 Millionen entsprach. Darüber, welche Mechanismen bei
der Auswahl der betroffenen Gebäude eine Rolle spielen, ist aber ebenso wenig bekannt, wie
über den Lebenszyklus und die restliche Biologie der Tiere.
Als Konservatorin für Diptera an der Zoologischen Staatssammlung München werde ich seit
Jahren regelmäßig von Rat suchenden Bürgern kontaktiert. Das Jahr 2003 hat allerdings — auch
nach Auskunft der Schädlingsbekämpfungsfirmen - alles bisher bekannte in den Schatten
gestellt. Ein entsprechendes Forschungsprojekt zur Biologie und ursächlichen Bekämpfung von
Thaumatomyia notata ist nunmehr dringend notwendig geworden.
Deshalb an dieser Stelle meine Bitte um Mitarbeit. Wir sind für jegliche Information, Beob-
achtung oder Anregung in diesem Zusammenhang dankbar. Sind Ihnen weitere Fälle bekannt?
Haben Sie selbst Thaumatomyia notata beobachtet? Insbesondere wäre interessant, den natürli-
chen Überwinterungsort der Fliegen (in Höhlen? in hohlen Baumstämmen?) herauszufinden.
Bitte wenden Sie sich an:
Dr. Marion KOTRBA
Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstr. 21
D-81247 München
E-Mail: marion.kotrba@zsm.mwn.de
&
wo
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
In Memoriam Dr. Robert Wilhelm GRÜNWALDT
(1909-2003)
Die Münchner Entomologische Gesellschaft trauert um ein treues Mitglied, den langjährigen
Fachreferenten für Hymenoptera und Ehrenmitglied Dr. Wilhelm GRÜNWALDT, der am 12.8.2003
im Alter von 94 Jahren verstarb. Er war allen Mitgliedern und Freunden der MEG durch seine
aktive Teilnahme an den Tagungen der MEG und anderer entomologischer Vereine wohl
bekannt. Über ihn wurden andernorts bereits Fotos und eine kurze Würdigung publiziert
(GUSENLEITNER 1987, AsSPÖCK 2003).
Robert Wilhelm GRÜNWALDT wurde am 12. Februar 1909 in Riga in Lettland geboren. Sein
Vater, ein Buchbinder, ist früh verstorben, aber er vererbte ihm die Liebe zu den Büchern.
GRÜNWALDT besuchte in Riga das Deutsche Gymnasium und war schon als Schüler in einer
Schülervereinigung für naturwissenschaftliches Arbeiten und Forschen. Anfangs sammelte er,
angeregt durch einen Schaukasten in der Schule, Schmetterlinge, aber schon bald interessierte
er sich für Hautflügler. Später studierte er an der mathematisch naturwissenschaftlichen Fakul-
tät der Lettländischen Universität und an der HERDER-Hochschule in Riga. Er war Schüler des
34 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
bekannten Entomologen Professor E. STRAND. Dr. GRÜNWALDT war unter anderem Bibliothekar
des Naturforscher-Vereins und Leiter einer von ihm gegründeten biologischen Station am
Kanjersee bei Riga, die dem zoologischen Institut der HERDER-Hochschule unterstellt war. Später
war er wissenschaftlicher Assistent an der Reichs-Universität Posen. Während des zweiten
Weltkrieges war Dr. GRÜNWALDT zur Malaria-Bekämpfung in Cherson (Ukraine) stationiert. Seit
1938 war er mit Ellionore GRÜNWALDT (geb. KoLs-KOoLßE) verheiratet, die 1983 verstarb. Durch
den Krieg verlor er seine gesamte Bienen- und Literatursammlung. Nach dem Weltkrieg ließ er
sich in Markt Schwaben und dann in München nieder, wo er verschiedene berufliche Tätigkeiten
(z.B. bei Firma Reitter, beim Kosmos-Lexikon und in einem Patentanwaltsbüro) ausübte. Allen
Widrigkeiten zum Trotz hat er nach dem Weltkrieg wieder eine bedeutende Sammlung von
Wildbienen als Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen aufgebaut. Darüber hinaus
gelang es ihm, eine umfassende Fachbibliothek, einschließlich wichtiger historischer Werke,
aufzubauen. Er unternahm Sammelreisen in Österreich, Griechenland und anderen Mittelmeer-
ländern, besuchte in ganz Europa naturwissenschaftliche Museen und internationale Kongresse.
Seine Wohnung war immer wieder Treffpunkt für Entomologen und Ort von inspirierenden
Fachgesprächen. Stets hat er mit seinem profunden Wissen anderen Wissenschaftlern geholfen.
Er hat insbesondere junge Zoologen und Kollegen aus Osteuropa nach Kräften unterstützt. Seine
baltische Heimat lag ihm immer besonders am Herzen. Sowohl seine Bienensammlung als auch
seine umfangreiche Fachbibliothek hat er der Zoologischen Staatssammlung München übereig-
net, damit sie für die wissenschaftliche Forschung weiterhin erhalten und genutzt werden.
Obwohl Dr. GRÜNWALDT im Alter praktisch erblindet war, war es ihm vergönnt, sich bis kurz vor
seinem Tod, zum Teil mit Hilfe von Kollegen, intensiv mit wissenschaftlicher Literatur und
Bienenkunde zu beschäftigten.
Das Leben von Dr. GRÜNWALDT war durch die Liebe zu den Bienen und insbesondere den
Sandbienen (Gattung Andrena) geprägt. Die Wissenschaft verliert mit Dr. GRÜNWALDT einen
profunden Kenner der Sandbienen und einen international geschätzten Spezialisten. Obwohl
Dr. Grünwaldt auf eine Gattung von Bienen spezialisiert war, hat er das große Ganze nicht aus
den Augen verloren. Die Münchner Entomologische Gesellschaft verliert mit Dr. GRÜNWALDT
ein Ehrenmitglied, das hoch geschätzt war.
Literatur
Aspöck, H. 2003: 25 Jahre Österreichische Entomologische Gesellschaft. - Denisia 8, 279-319. (Fotos auf
den Seiten: 295, 297, 300, 306, 307, 308)
GUSENLEITNER, F. 1987: Wildbienenforschung in Österreich. In: Bienen und Wespen, bestechende
Vielfalt. Katalog des OÖ Landesmuseums (1. Auflage) bzw. des Tiroler Landesmuseums (2. Aufl.).
S. 103-153
Klaus SCHÖNITZER und Johannes SCHUBERTH
NachrbBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
os
87)
Zur Erinnerung an Dr. Rudolf BAUER
(1929-2003)
Schon im Volksschulalter beschäftigte sich Rudolf BAUER zusammen mit seinem Bruder Richard
mit Schmetterlingen. Er legte mit diesem zusammen eine Sammlung deutscher Falter an und
studierte den Werdegang der Schmetterlinge von der Raupe bis zur Imago.
Seine Gymnasialzeit verbrachte er von 1940-1949 am Melanchthongymnasium zu Nürnberg
und begann nach dem Abitur das Studium von Biologie, Chemie und Erdkunde an der Univer-
sität Erlangen. Durch seinen Ordinarius Prof. Dr. STAMMER ließ er sich anregen, sein wissen-
schaftliches Interesse einer weiteren Insektengruppe zu widmen: den Schlupfwespen oder
Ichneumoniden. Daher erhielt er nach dem Staatsexamen für das Höhere Lehramt ein Staatssti-
pendium und dokumentierte im Jahr 1958 seine Forschungsergebnisse in der Dissertation
“Ichneumoniden aus Franken”.
Nach dem Referendariat wirkte er als Lehrer - zuletzt als Studiendirektor an Gymnasien in
Traunstein und Nürnberg. Trotz dieser starken beruflichen Inanspruchnahme blieb er der
Erforschung der Schlupfwespen treu. Dr. BAUER baute durch viele Sammelexkursionen und
Reisen im In- und Ausland eine umfangreiche und wissenschaftlich sehr wertvolle Sammlung
auf und dokumentierte diese in mehreren Publikationen. Seine Sammlung vermachte er der
Zoologischen Staatssammlung, wo sie jetzt für wissenschaftliche Zwecke verfügbar ist. Im
Januar 1997 wurde dem Insektenforscher dafür die Ritter-von-Spix-Medaille überreicht. Dr.
BAUER verstarb am 17.3.2003 im Alter von 73 Jahren.
Stefan SCHMIDI
36 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft
Bericht über das 15. Treffen der südostbayerischen Entomologen
Am Herbstreffen am 21. Oktober 2003 in Rohrdorf nahmen etwa 20 Entomologen aus Südbay-
ern, Tirol und Salzburg teil.
Zur Erfassung der Noctuidenfauna Südostbayerns wurde das nächste Erfassungsblatt
(Umfrage 10, Gattungen Photedes bis Sympistis, Nr. 916-1028 nach FORSTER & WOHLFAHRT)
verteilt. RUCKDESCHEL wies auf die noch bestehenden Datenlücken im tertiären Hügelland und
bes. in den nördl. Teilen der Landkreise Rosenheim und Traunstein sowie im Landkreis Mühl-
dorf hin. Jede Einzelmeldung aus dem Raum SO-Bayern ist willkommen! Er wies auf den im
NachrBl. bayer. Ent. 52(3/4) S. 89 f. veröffentlichten Aufruf hin, sowie auf die Möglichkeit, alle
Umfrage-Formblätter über Internet (MEG-Homepage: www.zsm.mwn.de/meg) abzurufen. Zu
Rückfragen stehen weiterhin E. SCHEURINGER oder W. RUCKDESCHEL zur Verfügung.
Auf die neuen CD-ROM-Serien von Horst RÖTSCHLE, Spaichingen, mit sehr qualitätvollen
Farbaufnahmen von Großschmetterlingen wurde hingewiesen. Sie können unmittelbar beim
Autor (www.HRoetschke@t-online.de) zu Preisen zwischen 19,- und 34,— EUR bezogen werden.
S. LEWANDOWSKY stellte den neu erschienenen, reich illustrierten Band Butterflies of Cyprus
von Christodoulos MAKRIS vor (nur über Internet www.cyprusculture.com zu beziehen).
Der Themenschwerpunkt des Abends galt dem Noctuidenprojekt von SCHEURINGER und
RUCKDESCHEL. Der Letzgenannte stellte anhand von Farbdias und Phänogrammen die Noctui-
nae Südostbayerns vor. Nachfolgend wird nur über eine Auswahl der ca. 80 besprochenen
Arten berichtet, die besondere Beachtung verdienen: Von der Gattung Euxoa sind nur decora
HBn. und recussa HBn. im Arbeitsgebiet häufiger vertreten. Seltene Nachweise liegen vor von
obelisca D. & S. (5, im Alpen-Vorland), tritici L. (3, im Vorland), nigricans L. (12, Vorland bis
1600 m), aquilina D. & S. (2, Voralpenmoore) und birivia D. & S. (7, von Tallagen bis 1600 m). Bei
tritici L. wurden die Determinationsprobleme in Hinblick auf die Schwesterarten crypta DADD
und eruta HBn. besprochen. EMBACHER berichtete, daß im Salzburger Land alle 3 Arten (ge-
nitaliter nachgewiesen) nebeneinander vorkommen. Von der Gattung Agrotis ist besonders die
mediterrane puta HBn. erwähnenswert, die jüngst von H. FISCHER zweimal am Tegernsee
gefangen wurde. Von Actebia praecox L. liegen nur 7 ältere Nachweise vom Alpenrand vor; wie
in Baden-Württemberg fehlen neuere Daten. TARMANN wies in der Diskussion auf die enge
Bindung der Tiroler Nachweise (Lechauen, Landeck) auf flußnahe Sandbänke hin. Das Ver-
schwinden von praecox scheint also mit der fortgeschrittenen Flußregulierung zusammen zu
hängen. Die 3 südostbayerischen Nachweise von Ochropleura flammatra D. &S. stammen alle von
Berggipfeln, was bei dieser xerothermophilen Art dafür spricht, daß es sich um zuwandernde
Einzelexemplare handelte. Bei Ochropleura musiva HBn. gibt es nur 8 alte Nachweise zwischen
1941 und 1950 aus der nordalpinen Almenzone. HASLBERGER weist auf einen Neufund an der
Glocknerstraße in 2200 m Höhe hin. Epipsilia latens Hen. wurde bisher nur 5mal (vor 1950)
nachgewiesen. Die bevorzugten, südexponierten, trockenheißen Steilhänge über der Baumgren-
ze sind eben in den bayerischen Alpen nur selten vorhanden! Rhyacia lucipeta D. & D. gehört zu
den Arten, die nicht nur in der Montanstufe, sondern auch im Salzach-Mündungsgebiet (unse-
rem tiefstgelegenen Teilraum) vorkommen (ähnlich, aber viel seltener Rhyacia simulans HUFN.).
Von der Gattung Noctua sind die 2 älteren Nachweise von orbona Hurn., 1 Neufund von
interposita HBn. aus dem Watzmanngebiet sowie 2 Neufunde von interjecta HBNn. aus Schleching
und vom unteren Inn erwähnenswert. Epilecta linogrisea D. & S. wurde vom Referenten erstmals
seit 1933 (damals 6 Tiere von WOLFSBERGER in Hausham gefangen) wieder bei Bad Reichenhall
nachgewiesen. Zu den extrem seltenen Arten gehört auch Coenophila subrosea STPH.. (nur 2mal
in den Voralpenmooren). In der Diskussion wurde die Meinung vertreten, daß diese Art besser
am Köder zu fangen wäre. Die Art ist, wie viele andere tyrphophile Arten, in Tirol nicht
vertreten. Aus der Diskussion wurde deutlich, daß Bayern gerade in Bezug auf den Schutz der
voralpinen Hochmoore eine besondere Verantwortung für das Überleben vieler tyrphophiler
Insektenpopulationen aufweist, für die Colias palaeno L. lediglich ein “Aushängeschild” darstellt.
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 37
Lycophotia molothina Esp. gilt als große Seltenheit, wurde aber ca. 180mal aus unseren Voralpen-
mooren gemeldet.
Der Kosmopolit Peridroma saucia HBN. wurde vereinzelt auch in SO-Bayern nachgewiesen.
Die Arten Diarsia mendica F., brunnea D. & S. und rubi VıEw. sind im ganzen Gebiet verbreitet.
Lediglich D. dahlii Hen. ist auf die Voralpenmoore begrenzt. Von D. florida liegt nur ein einziger
Nachweis (SCHEURINGER; RO-Innauen, 1964) vor. Xestia sincera H. SCH. fehlt bisher in unserem
Raum, obwohl es Nachweise aus dem Tiroler Inntal (Hinweis TARMANN) und aus dem Salzburg-
er Land gibt. Bei Agrotis fatidica HBn. bezieht die Verbreitungskarte FiBIGERs (Noctuidae Europa-
eae 1, 1990) die südbayerischen Alpen mit ein. Die Art ist hier aber nicht nachgewiesen und
kommt It. TARMANN nur auf Urgestein mit Carex curvula vor. Diese Verbreitungskarten erweisen
sich im alpinen Raum auch bei anderen Arten oft als zu ungenau. Während Xestia speciosa
modesta WARN.. in Bergwäldern (Vaccinio-Piccetum) über 1200 m recht häufig ist, liegen von
X. rhaetica STGR. nur 2 Nachweise vor. X. castanea Esp. bevorzugt in SO-Bayern die Voralpenmoo-
re. (Demgegenüber berichtet L. RAKOSKY, Die Noctuiden Rumäniens, 1996, S. 205, daß sie dort
warme bis heiße, felsige Standorte bevorzugt?!). X. collina B. ist bei uns nur mit 15 Nachweisen
aus dem Raum Tegernsee /Schliersee vertreten. Bei X. ochreago Hen. fällt auf, daß fast alle 150
Nachweise vom Setzberg und Wallberg stammen. Zuletzt wurde eine Charakterart der Weich-
holzauen erwähnt, Mesogona oxalina Hen., die auch in SO-Bayern auf die Flußläufe beschränkt,
dort aber nicht selten ist.
Zu den beiden nächsten Treffen — wie üblich in Rohrdorf (Hotel zur Post) — sind wieder alle
Entomologen herzlich eingeladen. Gäste sind immer willkommen!
16. Treffen, Die. 06. April 2004, Vortrag “Psychiden” (H. KOLBECK) mit vorausgehendem kleinen
“Geländepraktikum” zum Auffinden von Psychidensäcken. Wir treffen uns zur Exkursion um
15.00 vor dem Hotel zur Post. Abendtreffen dann, wie üblich, um 19.30 h.
17. Treffen, Die. 19. Oktober 2004, Diavortrag S. LEWANDOWSKY und H. FISCHER: “Schmetterlinge
Zyperns”.
Dr.-Ing. Dr. Walter RUCKDESCHEL
Westerbuchberg 67
D-81477 Übersee
Tel.: 08642-1258 oder 089-7964 64
Fax: 089-74995666
E-Mail: Dr.WalterRuckdeschel@t-online.de
Die Ritter-von-Spix-Medaille der ZSM
an das langjährige MEG-Mitglied Dr. Heinz POLITZAR
Die Ritter-von-Spix-Medaille der ZSM wurde 2003 erneut an einen verdienten Entomologen der
MEG verliehen: Am 15.3.2003 erhielt Dr. POLITZAR im Rahmen des Bayerischen Entomologenta-
ges diese international renommierte Auszeichnung. Grund für die Ehrung waren v.a. die
Tatsache, dass Dr. POLITZAR seine umfangreiche Sammlung der ZSM übereignet. Im beidersei-
tigen Interesse wird POLITZAR jedoch seine Sammlung bei sich behalten und weiter daran
arbeiten. Die herausragenden Verdienste POLITZARS bei der entomologischen Erforschung des
tropischen Afrika wurden in seinem packenden Vortrag deutlich, in dem er den Bogen von
seiner beruflichen Tätigkeit in der Entwicklungshilfe (Malariabekämpfung) bis hin zu seinem
‚Hobby‘ spann, das ihm viele Jahrzehnte hindurch das Sammeln von Schmetterlingen, Käfern
und anderen zoologischen Raritäten ermöglichte. Eine mehrwöchige Ausstellung im Frühjahr
2003 über afrikanische Insekten wurde mit Material der Sammlungen POLITZAR, dem Museum
Wirt und der ZSM bestritten. Die Übereignung von Sammlungen (in diesem Falle mit vielen für
die ZSM neuen Arten) sichert das Lebenswerk von ‘Fachamateuren’ und macht sie gleichzeitig
j0>)
(0,0)
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Abb. 2: Der Preisträger Dr. H. PoOLITZAR (rechts) und M. SOMMERER, Präsident der Freunde der
Zoologischen Staatssammlung e.V., bei der Vergabe der Ritter-von-Spix-Medaille.
der Öffentlichkeit zugänglich. Nur der Aufbau und Unterhalt solcher weitgehend vollständigen
Archive und Kompetenzzentren gewährleisten die nachhaltige Abrufbarkeit verläßlicher syste-
matisch-zoologischer Grundlageninformation für jedermann.
Axel HAUSMANN
Sonderpreis der MEG
Herr Dipl.-Ing. Markus BrÄU (Zorneding) erhielt anlässlich des 41. Bayerischen Entomologen-
tages den mit 250,- EUR dotierten, von einem Mitglied der MEG gestifteten Sonderpreis der
MEG, für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Entomologie und besonders auch des
Umweltschutzes.
Markus BRÄU wurde 1961 geboren, studierte Landschaftspflege an der TU München und ist
bei der Landeshauptstadt München beschäftigt. Er bearbeitete verschiedene Insektenordnungen
(z.B. Wanzen, Libellen, Heuschrecken und Schmetterlinge) mit der Zielsetzung, schutzwürdige
Biotope auszuweisen und die Fauna von Deutschland und besonders auch von Bayern zu
dokumentieren. In diesem Sinne erstellte er auch zusätzlich viele Gutachten. Große Verdienste
erwarb er sich mit der Realisierung des NachrBl. bayer. Ent. 50(4) von 2001 und der damit
verbundenen Dokumentation der Insektenfauna des Münchner Raumes. Er publizierte im
Rahmen seiner naturschutzrelevanten, entomologischen Forschung über 10 Arbeiten.
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 39
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Abb. 3: Von links, der Präsident der MEG, Dr.-Ing. Dr. Walter RUCKDESCHEL, Andreas SCHULZ und
Markus BrRÄU nach der Preisverleihung im Lesesaal der Bibliothek der ZSM.
Förderpreis der MEG 2003
Herr Andreas SCHULZ (Leverkusen) wurde im Rahmen des 41. Bayerischen Entomologentages
durch den mit 500,- EUR dotierten, von einem MEG-Mitglied gestifteten Förderpreis der MEG
geehrt. Die Auswahlkomission traf die Entscheidung aus vielen Bewerbungen, aufgrund seiner
außergewöhnlichen, förderungwürdigen Leistungen bei der Erforschung von Ameisen, die
bereits in 16 veröffentlichten Arbeiten zum Ausdruck kamen.
Andreas ScHuLZ wurde 1966 geboren und beendete seinen Schulabschluß mit der Hoch-
schulreife und arbeitet nun als Biologielaborant. Sein Forschungsinteresse ist seit 1975 die
Bearbeitung diverser Ameisengruppen. Er hatte 1997-98 ein DFG Projekt; 2002-03 ein BMBF
Projekt SHIFT 52. Von seinen Exkursionen, die ihn neben Europa in die Türkei, nach Nordafrika,
Indien, Thailand, Malaysien, Indonesien und Brasilien führte, brachte er umfangreiches Amei-
senmaterial mit. Die gesammelten Tiere bilden die Grundlage für seine wohl größte private
Ameisensammlung.
Förderpreis der MEG 2005
Durch die großzügige Stiftung eines Mitglieds der Münchner Entomologischen Gesellschaft,
kann für das Jahr 2005 wieder ein mit 500,- EUR dotierter Förderpreis der MEG vergeben
werden. Gefördert werden mit diesem Preis begeisterte Frauen oder Männer, die sich intensiv
mit dem Sammeln und Erforschen von Insekten beschäftigen und nicht hauptamtlich als Ento-
mologen angestellt sind.
Bewerben Sie sich mit den üblichen Unterlagen für den “Förderpreis der MEG 2005” bis zum
1. Oktober 2004 bei der Münchner Entomologischen Gesellschaft, Münchhausenstraße 21,
40 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
D-81247 München. Selbstverständlich und auch erwünscht ist, dass jede Person eine Kandidatin
oder Kandidaten für den Preis vorschlagen kann. Auskunft erhalten Sie auch unter E-Mail:
megmail@zsm.mwn.de.
In diesem Zusammenhang wäre es für die MEG und deren Vorstand sehr erfreulich und
begrüßenswert, wenn auch für ein weiteres Jahr sich ein großzügiges Mitglied fände und einen
Förderpreis der MEG stiften würde, der steuerlich als Spende absetzbar ist.
Hinweise für MEG-Mitglieder
Publikationen. Der Vorstand ist bemüht, in den Publikationsorganen der Gesellschaft vielfäl-
tige Arbeiten zu veröffentlichen, um die Zeitschriften für alle Mitglieder interessant zu gestalten.
Daher sollen Artikel über möglichst viele Insektengruppen und Themen erscheinen. Gleichzei-
tig wird damit jedem Mitglied der MEG, gleich welche Insektengruppe es bearbeitet, ein Forum
zum Publizieren seiner entomologischen Beobachtungen und Forschungsergebnisse geboten.
Um diese Vielgestaltigkeit zu erreichen und einen einseitigen Inhalt der Zeitschriften zu vermei-
den, bitten wir Sie, uns Ihre Manuskripte zu senden.
Interessante Beobachtungen. Sollten Sie interessante biologische oder faunistische Beobach-
tungen machen oder Informationen zu Neufunden haben, die Ihrer Meinung nach an Kollegen
oder die Wissenschaft weitergegeben werden sollten, senden Sie uns Ihre Notizen zur Veröffent-
lichung.
MEG-Service. Suchen Sie Kontakt zu Fachkollegen oder nach einer spezifischen Insektengrup-
pe, übernehmen Sie Bestimmungsarbeiten usw.? Senden Sie uns diese Informationen, damit wir
sie in der Webpage (http:/ /www.zsm.mwn.de/meg) der MEG oder im Nachrichtenblatt ver-
breiten können. Versuchen Sie bitte auch, Entomologen in ihrem Umfeld für die MEG zu
interessieren. Neumitglieder sind sehr willkommen.
MEG-Service
Dr. Matthias RIEDEL, Am Hamberg 8, D-29683 Fallingbostel (E-Mail: MaMaFlo.Riedel@t-online.de)
ist am Erwerb (auch Tausch) von Ichneumonidae z.B. aus Beifängen und Zuchten, insbesondere
aus Skandinavien sowie aus Nord- und Mitteleuropa interessiert.
Peter SCHMID, Heggelbacherstraße 22, D-88299 Leutkirch (E-Mail: schmid.tau@web.de) sucht
Ichneumoniden besonders Ichneumoninae, die aus Schwärmerraupen oder -puppen gezogen
wurden. Er bietet die Bestimmung dieser Arten an.
Wanderfalterforschung jetzt online — Aufruf zur Mitarbeit
Ab sofort steht unter http:/ /www.s2you.com/ platform/monitoring/ die Online-Datenbank
für Wanderfalter kostenfrei zur Verfügung, welche in Zusammenarbeit mit der “Deutschen
Forschungszentrale für Schmetterlinge” (DFZS) entstand. Der Service ermöglicht, Beobachtun-
gen von Wanderfaltern (z.B. Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen) komfortabel über das
Internet zeit- und punktgenau zu melden. Sofort nach der Eingabe sind die Daten auch als
Verbreitungskarte sichtbar. Neben dem Erlebnis, Wanderfalterzüge direkt verfolgen zu können,
finden Sie folgende Informationen und Funktionen: Komfortable Verwaltung der eigenen Mel-
dungen, attraktive Bilder, Artsteckbriefe, Bestimmungshilfen, Kommentierung von Fundmel-
dungen, Diskussionsforen, Aktuelles zur Wanderfalterforschung, statistische Auswertungen,
Quiz. Machen Sie mit!
Internet: http:/ /www.s2you.com/ platform / monitoring /
Dr. Christian KÖrPper (V.I.M.)
NachırBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 4]
Abb. 1: Die Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus (DEGEER)) (Foto: ULRICH SCHMID, Stuttgart).
Das Insekt des Jahres 2004:
Die Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus (DEGEER, 1776))
Auch im Jahr 2004 wird wieder auf die Bedeutung von Insekten durch die Ernennung einer
“gängigen” Art zum Insekt des Jahres hingewiesen. Diesmal wurde von Entomologen zahlrei-
cher Fachvereine und Museen unter der Federfürung des Deutschen Entomologischen Instituts
in Eberswalde ein Vertreter der Insektenordnung der Diptera, der Mücken und Fliegen bzw.
Zweiflügler, ausgesucht, und zwar die Hain-Schwebfliege oder Episyrphus balteatus (DEGEER,
1776). Es handelt sich damit um eine Insektenart, die jeder schon mal, bewußt oder unbewusst,
bei seinen Spaziergängen auf Blüten sitzend beobachtet hat.
Ist E. balteatus auch eine häufige und durch ganz Eurasien bis Nordamerika und Australien
verbreitete Art, so steht sie doch für eine unserer schönsten und auffallendsten Fliegenfamilien,
den Syrphidae oder Schwebfliegen, unter denen es inzwischen zumindest in Europa zahlreiche
vom Aussterben bedrohte Arten gibt. Darüberhinaus soll sie aber auch, und gerade als Insekt
des Jahres, generell auf die Bedeutung der Zweiflügler und deren Schutzwürdigkeit aufmerk-
sam machen. Allein in Deutschland ist sie damit Vertreter für rund 9200 nachgewiesene Arten.
Die Art kommt als Fliege bzw. Imago das ganze Jahr über vor, besonders häufig aber von
Juni bis September. Sie ist gelb-schwarz gezeichnet und imitiert damit, wie auch viele andere
Schwebfliegenarten, ein wespenähnliches Aussehen. Durch die Feingliedrigkeit der schwarzen
Zeichnungsanteile auf dem Hinterleib ist sie aber leicht zu erkennen. Die Fliegen sind auf
zahlreichen Blüten zu finden. Ihre Larven, bunte und flache, bis ca. 1 cm lange klebrige Würmer,
kann man manchmal zwischen ihren Futtertieren, den Blattläusen, entdecken.
Gemessen an der Gesamtzahl der Fachleute, der Spezialisten und Hobbyisten, die sich im
einzelnen mit den verschiedenen Insektengruppen befassen, sind die Zweiflügler immer noch
unterrepräsentiert und ein Stiefkind der Forschung. Es ist mehr als wünschenswert, daß die Zahl
der an Dipteren interessierten Personen zunimmt. Ein Reservoir dafür könnten Hobbyisten und
42 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
Mitglieder von entomologischen Vereinen sein. Abgesehen von der geringeren Durchschnitts-
größe der Tiere haben die Dipteren nicht weniger an Schönheit und bizarren Formen zu bieten
als beispielsweise Schmetterlinge oder Käfer. Dem wissenschaftlich Interessierten bieten die
Dipteren noch deutlich mehr unerforschte Bereiche als die vom Spezialisten stärker besetzten
Insektenordnungen.
Wolfgang SCHACHT
Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2004
Die Mitgliederversammlung 2004 der MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT e.V. findet
wieder unmittelbar vor dem Entomologentag am Freitag den 12.3.2004 statt. Beginn 16.30 Uhr,
Hörsaal der Zoologischen Staatssammlung, Münchhausenstr. 21, D-81247 München. Es ergeht
hiermit herzliche Einladung an alle Mitglieder.
Tagesordnung:
TOP 1: Eröffnung und Festlegung der Tagesordnung
TOP 2: Jahresbericht 2003
TOP 3: Bericht des Schatzmeisters und der Kassenprüfer
TOP 4: Planung für das kommende Jahr, Haushaltsplan für das neue Jahr,
TOP 5: Verschiedenes
Anträge müssen laut Satzung 10 Tage vor der Mitgliederversammlung beim Präsidenten schrift-
lich eingereicht werden.
Der Präsident der
MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT e.V.
Tagungsankündigungen
6. Hymenopterologen-Tagung vom 01.10.-03.10.2004 in Stuttgart, Kontakt: Dr. Till OSTEN,
Staatliches Museum für Naturkunde, Rosenstein 1, D-70191 Stuttgart
Programmvorschau der MEG für 2004
Mo 16.02.04 Bibliotheksabend; ZSM, 16.00 bis 20.00 Uhr, Leitung: Dr. Juliane DILLER
Mi 18.02.04 Diavortrag: Dr. Stefan SCHMIDT (ZSM): “Aus dem Leben australischer Blatt-
wespen — Überleben in der Trockenzone”, ZSM, 18.15 Uhr
Fr 12.03.04 Ausstellungseröffnung, 18.00 Uhr, “100 Jahre Münchner Entomologische Ge-
sellschaft e.V.” — “Insektensammlungen und Insektendarstellungen”, 15.3.-2.4.04,
So bis Fr 10.00-17.00 Uhr, Eintritt frei
Sa 13.03.04 42. Bayerischer Entomologentag, 10.00 Uhr, Vortragsveranstaltung: “100 Jahre
Münchner Entomologische Gesellschaft e.V.”
Mi 17.03.04 Diavortrag; Dr. Andreas SEGERER (ZSM): “Winzige Falter ganz groß — die
verborgene Welt der Kleinschmetterlinge”, ZSM, 18.15 Uhr
Di 23.03.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Di 06.04.04 16. Treffen Südbayerischer Entomologen; 15.00 Uhr Treffen zum Gelände-
praktikum “Auffinden von Psychidensäcken”, Hotel zur Post, Rohrdorf, 19.30
Uhr, Vortrag Helmut KoLsEck (Landshut): “Psychiden”
NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004 43
Mo 19.04.04 Bestimmungsabend Lepidoptera; Sektion Lepidoptera, ZSM, ab 16.30 Uhr,
Leitung: Dr. Axel HAUSMAnNn. Mit Kurzvortrag (Themenvorschläge sind will-
kommen)
Di 20.04.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Mi 21.04.04 Diavortrag: Prof. Dr. Wolfgang BÖHME (Bonn): “Auf den Spuren der letzten
Wüstenkrokodile in der Sahara”, ZSM, 18.15 Uhr
Mo 17.05.04 Bestimmungsabend Lepidoptera; Sektion Lepidoptera, ZSM, ab 16.30 Uhr,
Leitung: Dr. Axel Hausmann. Mit Kurzvortrag (Themenvorschläge sind will-
kommen)
Di 18.05.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Di 15.06.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Do 17.06.04 “Wunder vor der Haustür”: Dr. Andreas SEGERER (ZSM): Leuchtabend bei der
Zoologischen Staatssammlung, Treffpunkt: ZSM, 21.00 Uhr
Di 06.-So 11.7. Exkursion in das S.E.L. - Forschungsgebiet der Sesvennagruppe (Südtirol),
Leitung: Dr. Gerhad TARMANn. Informationen bei der MEG erhältlich.
Di 13.07.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Fr 16.7.04 “Wunder vor der Haustür“: Prof. Dr. Ernst-Gerhard BURMEISTER (ZSM): Exkur-
sion in die Moosschwaige. Treffpunkt: 16.00 Uhr, S4 Haltestelle Puchheim
Di 10.08.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Di 07.09.04 Arbeitstreffen interessierter Coleopterologen; Sektion Coleoptera, ZSM, ab
17.00 Uhr, Leitung: Dr. Martin BAEHR (Veranstalter: Societas Coleopterologica
e.V. und MEG)
Mo 18.10.04 Bibliotheksabend; ZSM, 16.00 bis 20.00 Uhr, Leitung: Dr. Juliane DILLER
Di 19.10.04 17. Treffen Südbayerischer Entomologen, Diavortrag S. LEWANDOWSKY und
H. FISCHER: “Schmetterlinge Zyperns”.
Sa 20.11.04 “Tag der offenen Tür” — Tierisch Gut - in der Zoologischen Staatssammlung
München, 9.00 bis 17.00 Uhr
Die Dia-Vorträge werden gemeinsam mit den “Freunden der Zoologischen Staatssammlung
München e.V.” veranstaltet. Zu allen Veranstaltungen sind Gäste herzlich willkommen, der
Eintritt ist frei. Veranstaltungsort (wenn nicht anders angegeben): Hörsaal der Zoologischen
Staatssammlung München, Münchhausenstr. 21, 81247 München-Obermenzing (S2 Haltestelle
Obermenzing).
Tel.: 089/8107-0, Fax: 089/ 8107-300
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Abbildung auf der Titelseite: Distelfalter Vanessa cardui (LINNAEUS, 1758) und Wolfsmilchschwärmer
Hyles euphorbiae (LINNAEUS, 1758). Die Bilder stammen aus den unveröffentlichten 10743 Tafeln des
Lepidopterologen und Zeichners Carl Pıörz (1814-1886, Greifswald), die von Dr. Kurt von ROSEN
(1889-1946, München) der Zoologischen Staatssammlung übereignet wurden.
ITUTION LIBRARIES
3 9088 01140 NachrBl. bayer. Ent. 53 (1/2), 2004
INHALT
BURMEISTER, E.-G & DILLER, E.: 100 Jahre Münchner Entortlgeische Gesellschaft — Ein ge-
schichtlicher Abriss =: een 2
RUCKDESCHEL, W.: Zwei seltene Nachtfalterarten aus den a Trichosea
ludifica, LINNAEUS, 1758, und Panchrysia v-argenteum, ESPER, 1798 (Lepidoptera, Panthe-
idae u Noctuldae)r an en ER Re ee NN N 9
SEGERER, A. & REICHHOLF, H.: Zum Vorkommen der Silberweiden-Gespinstmotte (Yponomeuta
rorrella HB.) und der Steinweichsel-Gespinstmotte (Y. mahalebella Gn.) in Bayern (Lepi-
doptera=- Yponomeutidae)r..........e rn er u 17
SCHMIDL, J. & BUSSLER, H.: 21. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen .... 24
Kurze Mitteilungen
OSWALD, R: Lasiocampa terreni (HERRICH-SCHÄFFER, 1847) — neu für Europa .......ueesesesnesennenenenen 31
KOTRBA, M.: Fliegenschwärme im südbayerischen Seengebiet (Diptera: Chloropidae) ........... 32
In Memoriam Dr. Robert Wilhelm GRÜNWALDT (1909-2003) ............2.2.22u22222222000002202000020200ennenenee 33
Zur Erinnerung an Dr’ RudoltBAUERAAI2IZI INS Eben 35
Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft
Bericht über das 15. Treffen der südostbayerischen Entomologen ........unnneenenenenneneneeneneenne 36
Die Ritter-von-Spix-Medaille der ZSM an das langjährige Mitglied Dr. H. POLITZAR .............. 37
Sonderpreis.der' MEG:.:.......n 8: Ag ar ee 38
Förderpreis der MEG 2003..2......2..22 8224222222 2240W0a0ersnnnensnnnene nenne nnen en nn engen nne een Teer nes Arsen 33
Forderpreis:der MEG für 2005 »..........2....2:.. ee ee 39
Hinweise für MEG-Mitglieder ...:........2u....02 eins ee ee engen 40
MEG Service... 11 40
Wanderfalterforschung jetzt online - Aufruf zur Mitarbeit ...........eeseeenensenensnnenensnnenennnnenennenenne 40
Das Insekt des Jahres 2004: Die Gemeine Park-Schwebfliege (Episyrphus balteatus (DEGEER,
1776))+22:.:2: en er ereleene re eeee R SENEE 41
Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2004 ..........unusesusesenensenenensanenensenenensenenennnnens 42
Tagungsankündigungen 2... sch. .c Ha e ee e E EEU 42
Programmvorschau tur 2008... 0 Se NER EER 42
Einladung zum Entomologentag 2004 (in der Mitte des Heftes)
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